Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Spezieller Teil. 
2. Dämmer- und Verwirrtheitszustände. Des- 
orientierung oft nicht nur für Ort und Zeit, sondern auch 
für die eigene Person gestört. Inkohärenz des Gedanken- 
ablaufs (siehe S. 92). Traumhafte Versunkenheit. Einzelne 
Sinnestäuschungen, Situationsverkennung. Aeusserlich oft 
wenig auffällig. Weite Reisen. Dann plötzliche Verkehrt- 
heiten (vgl. S. 88). Erinnerung schwer gestört. 
3. Delirien. Bewusstseinstrübungen mit zahlreichen 
Sinnestäuschungen: oft Blut, Hölle, Teufel, Engel, Gottes 
Stimme usw. Bunte, meist schreckhafte Wahnideen. Auch 
hypochondrische Vorstellungen oder Verzückung, Ekstase. 
Traumhafte Unruhe. Plötzliche brutale Gewalttätigkeit. 
Auch rücksichtslose Suizidversuche. Erinnerung kann bis- 
weilen erhalten sein (vgl. S. 87). 
4. Stupor, allgemeine Hemmung bis zu schlafähnlichem 
Verhalten (vgl. S. 77). Nach Anfällen direkt somnolentes 
Wesen mit Schwerbesinnlichkeit. _Plötzliche Erregungen 
möglich. Erinnerung meist sehr lückenhaft. 
Diese verschiedenen Arten der transitorischen Bewusstseins- 
störung bei Epileptischen können sich kombinieren, namentlich 
mischen sich öfters Stupor und Delirien, und durch stärkeres 
Hervortreten von Beziehungs- und Verfolgungswahnideen . bei 
depressiven Verstimmungen kommt es zu akuten paranoia- 
ähnlichen Zuständen (vgl. S. 134). 
Sehr selten ist die Entwicklung einer chronischen Paranoia 
epileptica aus solchen anfallsweisen Geistesstörungen heraus. 
Untersuchung auf Epilepsie. 
Anamnese: Zu fragen nach epileptischen Antezedentien, 
namentlich nach Krämpfen, Ohnmachten, Schwindelanfällen. 
Plötzlicher Ausbruch einer Psychose im Anschluss an krampf- 
artige Erscheinungen? 
Status som.: Charakteristisch ist der epilepti- 
sche Krampfanfall (siehe S. 70). Nach einem solchen 
kann Pupillenstarre noch mehrere Stunden bestehen bleiben 
(selten!). Es finden sich ferner nach dem Anfall. öfters 
Zungenbisse, Ekchymosen im Gesicht, Babinski, Andeutung 
von Fussklonus. ‚In der epileptischen Verwirrtheit "besteht 
meist Analgesie, zuweilen auch _amnestische Aphasie 
(S. 41) und Perseveration (S. 48). Bisweilen blitzartiges 
Zucken im Gesicht, Ataxie, Taumeln, stotternde, stockende, 
lallende Sprache, Eiweiss im Urin. Im Petit mal-Anfalle 
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