Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Dementia paralytica. Do 
und Aufregungszustände, katatonischer Stupor, Verlolgungs- 
wahn mit Sinnestäuschungen, manische, melancholische, 
hypochondrische Zustandsbilder usw. Als klassische Form 
gilt kolossaler Grössenwahn mit heiterer Erregung. 
Beachtenswert sind rascher Stimmungswechsel, Unsauber- 
keit, Triebhandlungen. 
Gleichzeitig treten mit grosser Regelmässigkeit charak- 
teristische körperliche „Lähmuugserscheinungen, auf. Vor 
allem finden sich früher oder später in fast allen Fällen 
reflektorische Pupillenstarre und artikulatorische 
Sprachstörung: Silbenstolpern, Häsitieren, Mitbewegungen 
im Gesicht; dazu entsprechende Schriftstörung (vgl. S. 44 
und 83). 
Ferner: Veränderung des Kniephänomens in Form 
von hochgradiger Steigerung oder aber von Fehlen des- 
selben (Westphalsches Zeichen). Lymphozytose und 
Kiweissvermehrung (Globulin)in der Spinalflüssig- 
keit (vgl. S. 65). N 
Absolute Pupillenstarre (mit Fehlen der Konvergenzreaktion) 
ist bei Paralyse selten, kommt aber vor. 
In zweiter Linie sind zu nennen als oft erste Anzeichen 
der Krankheit, wenn auch allein nie beweisend, Un- 
gleichheit und Entrundung der Pupillen, träge 
Lichtreaktion bei guter Konvergenzreaktion, Facialis- 
differenz (Hängen eines Mundwinkels, geringere Bewegung 
einer Mundhälfte beim Sprechen und Verstrichensein der 
Nasolabialfalte), Lähmungen äusserer Augenmuskeln, Opticus- 
atrophie. Ausserdem bemerkt man häufig grobschlägiges . 
Zittern....der_ Zunge, _ataktischen DE KA 
paretischen Gang (vel. S. 54), Störungen von Tast- und Al 
Schmerzgefühl, besonders an den Unterschenkeln: 
Bei Dementia paralytica ist fast stets das Rückenmark 
beteiligt. Seitenstrangsalfektion macht CeSEder 
Beine mit Steigerung des _Kniephänomens,@Hinterstrangsaffektion > [L- A20 
(wie bei Tabes) macht Afonie, Ataxie, Fehlen der Sehnenreflexe, 
Sensibilitätsstörungen, Römberg. 2 
Möglich sind epileptiflorme und apoplektiforme Anfälle, 
auch mit nachfolgenden Lähmungen (Mono- und Hemiparese), 
Hemianopsie und Aphasie, die sich meist bald zurück- 
bilden; ferner choreilorme und athetoseartige Bewegungen. 
Häufen sich die Krampfanfälle, spricht man von Status 
paralyticus. Trophische Störungen schaffen Disposition zu 
Othämatom (S. 19) und Dekubitus (S. 57). Es besteht 
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