Augen, Lichtreaktion der Pupillen.
Man unterscheide bei der Untersuchung der Pupillenweite
eng (bis zur Stecknadelknopfgrösse), untermittelweit (ca. 2 mm),
mittelweit (ca. 3—5 mm), übermittelweit und weit bis ad
maximum (kaum sichtbarer Irissaum).
Die Form der Pupille ist gewöhnlich rund. Leichte
Entrundung kommt bei Gesunden vor, häufiger noch bei
Geisteskranken, besonders bei Katatonie, wo im Stupor
sogar vorübergehend die Pupillen queroval erscheinen
können. Dauernd und stark verzogene Pupillen trifft
man, sofern nicht lokale Augenaffek tionen vorliegen (Synechien,
Sphineterrisse, Glaukom), vor allem bei Störungen der Licht-
Teaktion (Dementia paralytica, Tabes dorsalis, Lues cerebri).
Differenz der Pupillen: Betrachtet man bei gleich-
mässig auffallendem Lichte die Pupillen Gesunder, so sind
dieselben mit ganz geringen Ausnahmen gleich weit. Wird
eine Pupille stärker belichtet, kann sie enger erscheinen.
Pupillendifferenz (Anisokorie), wenn sie bei gleichmässiger
Beleuchtung mehr als 1—2 mm beträgt, ist fast stets
krankhaft und Zeichen einer Schädigung der Lichtreaktion.
Zu beachten ist, dass Differenz und Entrundung lange Zeit
der Entwicklung von nachweisbarer Störung der Lichtreaktion
voraufgehen können (Dementia paralytica. Tabes). Vorüber-
gehende Differenz findet sich bei Migräne, bei Neurasthenie,
seltener bei Katatonie. Differenz kommt auch angeboren vor.
Konvergenz-Reaktion: Bei Konvergenz der Bulbi
durch Blick in die Nähe (auf den genäherten Finger, auf
die eigene Nasenspitze) tritt infolge von Mitbewegung im
Sphincter pupillae eine lebhafte Verengerung der Pupillen
ein. Es ist das kein eigentlicher Reflex.
Lichtreaktion: Fällt Licht in ein Auge, ver-
engt sich reflektorisch die Pupille sowohl des-
selben Auges (direkte Lichtreaktion), als auch des
anderen Auges (konsensuelle Lichtreaktion).
Das Zustandekommen dieses Reflexes lässt sich in folgender
Weise erklären: Der Lichtreiz, der eine Retina trifft, wird durch
den II. Nerv, den Öpticus” und (nach teilweiser Kreuzung im
Chiasma) durch beide Tractus optici zu den primären Sehzentren
in der Gegend der vorderen.Vierhügel und Thalami optici geleitet
(zentripetaler Schenkel des Lichtreflexbogens), um dann auf
Bahnen, die in ihrem näheren Verlaufe noch nicht bekannt sind,
auf die Kerne beider Oculomotorii überzugehen, und nun beider-
seits im Oculomoforius resp. dessen innerem Äste zum Sphineter
pupillae zu eilen (zentrifugaler Schenkel) und die Pupillen zu
verengern. Bei Schädigung 1. des zentripetalen Schenkels im
Opticus wird das betreffende Auge reflextaub: Lichtreize, die in
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