Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Status somaticus. 
man bei hellem Sonnenlicht, so lasse man den Kranken zum 
Fenster hinaussehen und beschatte zeitweise das zu prüfende 
Auge mit der freien Hand. Sobald diese fortgezogen wird, und 
das Licht ins Auge einfällt, verengt sich normalerweise die Pupille. 
Oder man stelle den Kranken seitwärts zum Fenster und lasse 
sich von ihm ruhig anblicken, während das zu untersuchende 
Auge voll beleuchtet ist. Beim Beschatten desselben durch die 
Hand erweitert sich die Pupille und verengt sich wieder, wenn 
die Hand fortgezugen wird. Der Patient darf dabei nicht das 
Auge schliessen, weil bei festem Lidschluss (Innervation des 
Orbicularis_ oculi durch den Facialis) als Mitbewegung im 
Oculomotorius eine Pupillenverengerung. erfolgt, das sogenannte 
Westphal-Piltzsche Orbicularisphänomen (auch unrichtiger- 
weise” Kneifreflex genannt.) Besser noch prüft man im Dunkel- 
zimmer, oder wenigstens in einer schlecht beleuchteten Ecke 
des Zimmers; wobei der Kranke mit dem Rücken zum Fenster 
steht. Man benutzt dann als Lichtquelle einen Wachsstock, eine 
elektrische Lampe oder dergl., die man abwechselnd dem Auge 
von der Seite her nähert und entfernt, während der Kranke dem 
Untersucher ruhig ins Auge blickt. Man kann den Kranken auch 
mit dem unverdeckten Auge direkt in die Lichtquelle hineinsehen 
lassen, falls man eine Linse dazwischen hält, die seitlich ver- 
schoben bald ihren Lichtkegel in die Pupille fallen lässt, bald 
daneben. Sträubt sich ein erregter Kranker gegen jede derartige 
Untersuchung, mag man manchmal noch zum Ziele gelangen, 
indem man ihn aus dem Dunkeln ins Helle führt und umgekehrt 
und dabei beobachtet, ob sich die Pupillenweite auffallend ändert. 
Bei dieser groben Prüfung lassen sich indessen Konvergenz und 
konsensuelle Reaktion nicht sicher ausschliessen. 
Wurde die Lichtreaktion als fehlend erkannt, hat der posi- 
tive Ausfall der Konvergenzreaktion den Beweis zu erbringen, 
dass es sich um eine reflektorische Pupillenstarre handelt. 
Von einer trägen Lichtreaktion spricht man dann, 
wenn_ trotz prompter Konvergenzreaktion die Pupille sich 
auf Licht nur sehr langsam und unausgiebig zusammen- 
zieht. Oft handelt es sich hier um das Vorstadium einer 
reflektorischen Pupillenstarre (Dementia paralytica, Tabes), 
doch können toxische Vorgänge (Alkohol-, Morphium-, 
Skopolamingehrauch) im Spiele sein, ferner Senium, unzu- 
reichende Beleuchtung usw., so dass Vorsicht am Platze ist. 
Bei der seltenen myotonischen Konvergenzreaktion (nach 
Trauma capitis) dauert es nach jeder Konvergenz längere Zeit, bis die 
einmal verengte Pupille sich auf Blick in die Ferne wieder erweitert. 
Unter Hippus versteht man schnelle, ausgiebige Aende- 
rungen der Pupillenweite unabhängig von Konvergenz, Beleuchtung 
und anderen äusseren Reizen. Hippus tritt im epileptischen An- 
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