‘ Status somaticus.
Depressionszuständen findet man nicht so ganz selten vorüber-
gehend Zucker. Aceton tritt im Urin bei Nahrungsverweigerung
auf, ausserdem in schweren Formen von Diabetes. Gallenfarb-
stoffe finden sich bisweilen bei Delırium tremens. Aufgetriebener
Leib mit Blasendämpfung besteht bei Retentio urinae (s. S. 57).
Erhöhte Vaguserregbarkeit (als Ursache‘ nervöser Herz-,
Magen-, Darm- usw. Symptome) soll sich dadurch erweisen lassen,
dass schon Injektion von 0,01 ccm Pilokarpin nach 5 Minuten
Schweiss auf der Stirn und Speichelfluss hervorruft, während
andererseits nach Injektion von 1 ccm Adrenalin die gewöhnlich
einsetzende Glykosurie ausbleibt. (Pharmakologischer Versuch
nach Eppinger und Hess). Nicht zuverlässig.
ı. Liquor cerebrospinalis.
Der Liquor cerebrospinalis kann beim Lebenden durch
Punktion der Hirnventrikel oder durch die Quinckesche
Lumbalpunktion gewonnen werden. Im ersteren Falle muss zur
raschen Durchdringung des Schädelknochens ein elektrisch ge-
triebener Bohrer in Anwendung kommen*!), wärend die Lumbal-
punktion sich mit einem einfachen Troikart vornehmen lässt,
Methode.
Der‘ Patient liegt flach auf der linken Seite, den Kopf ge-
beugt, die Knie angezogen, den Rücken möglichst krumm. Dicht
über oder unter einer gedachten geraden Linie, welche die beiden
Cristae iliacae verbindet (und den 4. Lendenwirbel trifft), sticht
man im Zwischenwirbelraum den Troikart (oder eine Platiniridium-
nadel) ziemlich senkrecht auf die Mittellinie der Wirbelsäule ein.
Man ist hier sicher, das Rückenmark nicht mehr zu verletzten,
da dasselbe nur bis zum 2. Lendenwirbel herabreicht. Nach
Durchbohrung des Duralsackes zieht man den Mandrin heraus
und steckt, falls Flüssigkeit abtropft, rasch an seiner Stelle in
die Hohlnadel ein passend eingeschliffenes hohles Metallstück, das
mittels Gummischlauchs an ein gläsernes Steigrohr angeschlossen
ist. Die Höhe, welche der Liquor in diesem erreicht, wird ein-
fach durch ein daneben gehaltenes Bandmass bestimmt und gibt
den Druck in Millimetern an. Dann lässt man zu Untersuchungs-
zwecken vorsichtig etwas Flüssigkeit in sterile Glasröhrchen ab-
tropfen. Sobald der Druck in der Flüssigkeit stärker sinkt, zieht
man die Hohlnadel heraus und verschliesst die Wunde mit einem
Pflaster. Den im Steigrohr und Schlauch befindlichen Liquor tue
man zur Untersuchungsflüssigkeit. (Gewöhnlich entnehme man
nicht mehr als 5 ccm. Nachher soll der Patient 24 Stunden zu
1) Solche Hirnpunktion kann auch bei Tumorverdacht zur
Gewinnung von Gewebsfetzen für die mikroskopische Untersuchung
dienen. Bei Dementia paralytica- wurden auf diese Weise lebende
Spirochäten gefunden.
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