Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Motorische Erregung. 
aus, wollen sich nicht waschen lassen, dulden die Kleider 
nicht an ihrem Körper, legen sich neben ihr Bett, sträuben 
sich, wenn sie zum Klosett gebracht werden, verrichten hier 
kein Bedürfnis, sträuben sich wieder auf dem Rückweg, 
yerunreinigen dann sofort ihr Bett usw. 
Befehlsnegativismus: Gelegentlich äusssert sich das 
triebartige Widerstrebeen in der Weise, dass die Kranken direkt 
das Gegenteil von dem tun, wozu man sie auffordert. Man fordere 
sie auf, den Mund zu schliessen, die Augen zu öffenen, rückwärts 
zu gehen usw. 
Mutismus oder Matacismus, Stummheit, kann die 
Folge blosser Hemmung sein: Der Kranke macht Miene zu 
sprechen, bewegt tonlos die Lippen, bringt aber kein Wort 
heraus. Oder er strengt sich sichtlich an, die Sperrungen 
zu überwinden. Zahlreiche Mitbewegungen treten im Ge- 
sicht auf, dasselbe rötet sich; „tropfenweise“ kommen 
einige abgerissene Laute hervor, dann verstummt er wieder. 
Oder die Sprache ist fast tonlos, gehaucht, wie bei Aphonie 
(vgl. S. 39). Oft ist der Mutismus nur ein Ausfluss von 
Negativismus: Mit anderen Personen spricht der Kranke 
fliessend. Manchmal geht er den einen Moment sachgemäss 
auf Fragen ein und gibt zu anderen Zeiten absichtlich ver- 
kehrte Antworten: Vorbeireden. 
So wird das Alter falsch angegeben, ein unrichtiger Name 
genannt, absichtlich schlecht gerechnet, Gegenstände verkehrt 
bezeichnet. Oft erfolgen absolut sinnlose Antworten: z.B. Wie 
geht es Ihnen? „Europa!“ In der Regel schiessen solche Kranke 
ohne langes Besinnen mit ihren Antworten heraus. Oft sieht 
man ihnen auch eine gewisse Freude an ihren Verkehrtheiten 
an. Dagegen pflegen die falschen Antworten bei Inkohärenz des 
Gedankenganges, in Verwirrtheits- und Dämmerzuständen, einen 
weniger beabsichtigten Eindruck zu machen. Die Kranken sind 
vielfach schwer besinnlich, suchen nach der entsprechenden Ant- 
wort, versinken, sich selbst überlassen, in einen traumhaften 
Zustand. Eine Mittelstellung nimmt das Gansersche Vorbei- 
reden bei Hysterie ein. (Siehe S. 89.) 
Von Pseudostupor darf man sprechen, wenn Kranke 
mit ihren Sinnestäuschungen so beschältigt sind, dass sie 
trotz fehlender Hemmung sich um die Vorgänge der Aussen- 
welt nicht kümmern, ganz_versunken. erscheinen. 
Sehr selten ist der Stupor bei heiterem Affekt; Manischer 
Stupor der Zirkulären (vgl. Mischzustände, S. 129). 
B ei allen Stuporösen_kö nnen Auffassung, Orientierung, .Kr- 
innerung Zut erhalten sein. 
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