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lich nach dem alten Gedicht aus dem XIV Jahrhundert (Goedeke
M. A. 240, Weller Rep. Nr. 1639) geschildert wird.
Einen gut imperialistischen Patriotismus athmet auch der neue
Nolhard. Die unter der Adresse des Pfalzgrafen an alle Churfürsten
gerichtete Rede (S. 487f.) mahnt zur Einigkeit auch mit dem
Kaiser; ja, wenn der Kaiser die Kirche reformieren wollte (S. 477),
dann sthat zu ihm glaub sicherlich
Als Christen volek mit gwerter handt,
so wirt der Türck gar balt geschandt,
Auch alles, was wider ihn ist,
das sag ich gewisz zu diser friszt.
Anderst magst du den feindt nit wern, fügt der Dichter un-
missverständlich hinzu, und man denkt an den Speirer Reichstag des
Jahres 1544,
Die Bearbeitung hat versucht, dramatisches Leben in das Stück
zu bringen. Die abtretenden Personen stossen mit den auftretenden
Personen zusammen, ein Wortwechsel entspinnt sich, und so ist
überall eine wenn auch nur äusserliche Verbindung der einzelnen
Seenen hergestellt. Der Dialog wird freilich streckenweise durch lange
Predigten ganz erstickt, die aber dem Bearbeiter nun‘ doch einmal
als das Wichtigste erschienen sind.
Ein frischer Combiszt (Nr. 41, Gengenbach 5, 292 fg.).
Die Vorlage des Stückes — oder wenigstens eine der Vorlagen,
da es wahrscheinlich zwei sind — ist noch ganz deutlich herauszuer-
kennen. Eine Versammlung weltlicher und geistlicher Stände wie
im Nolhard: Papst, Kaiser, König von Frankreich, deutscher und
welscher Herzog, Schweizer und Landsknecht, Cardinal und Bischof!)
(Akt. IT). Der Papst bittet um Hilfe gegen die Türken und Ketzer,
Gegen die Türken wird die Hilfe zugesagt, dem Kampfe gegen die
Imtheraner suchen die Mächte unter allerhand Entschuldigungen aus-
zuweichen: nur die Geistlichkeit bietet auch dazu die Hand, —
„doch still vnd heimlich musz es sein‘ (V. 559, 583). Man hat
guten Grund, dieses verloren gegangene Original Gengenbach zuzu-
schreiben, zu dessen letzten Arbeiten es gehören würde. Die poli-
tischen Massnahmen der Mächte werden unter der Form eines Karten-
spieles dargestellt; dieselbe Allegorie hatte‘ Gengenbach seinem
dramatischen Gedicht ‚Der welsch Flusz‘ zu grunde gelegt, das den
Verlauf der italienisch-französischen Kriege darstellte (Goedeke 5.
663, 529 fg).
Der Titel des Stückes, — dass er nicht erst von Vielfeld er-
funden wurde, zeigt das Epitheton neu oder frisch — sowie der
erste Akt stammen wahrscheinlich aus einem anderen Stücke. Das
Unternehmen des Papstes ist hier unter das leicht verständliche Bild
eines Composts gebracht, der für die deutschen Ketzer eingesalzen
1) Das Personenverzeichnis scheidet auch beim Bischof ‚Welsch vnd
Teutsch‘.