Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

Schlechte Lage im Anfang des Jahrhunderts. 269 
Bestande bedroht, und viele dieser Neubürger gedachten wieder aus— 
zuwandern.) Die Konfusion und das Mißvergnügen bei allen 
Standen war nicht zu beschreiben, denn Sinnen und Trachten des 
neuen Königs schien „auf nichts als Haben und Haben und Zu— 
sammenbringung großen Gelds und Armeen gerichtet“ zu sein.?) 
Wenige Monate nach der Thronbesteigung stellte General 
v. Grumbkow dem König eindringlich vor, welcher Schaden für den 
Wohlstand Berlins und des Landes und damit für die Einkünfte 
des Staates selbst aus dem bisherigen Verfahren zu besorgen sei.ꝰ) 
Der König hat die Vorschläge seines einflußreichsten Ratgebers zwar 
aufmerksam gelesen, aber nur teilweise befolgt. Er hörte nicht auf 
den Ratschlag, nicht zu gewaltsam zu reduzieren, wegen der Ein— 
schränkung des Hofhalts und der Bedienten „ein Temperament zu 
treffen⸗, auch die Akademien der Wissenschaften und der Künste und 
die Ritterakademie nicht als ganz unnütz zu verwerfen. 
Unbeachtet blieb auch die Mahnung, mit der Werbung nicht 
zu streng zu verfahren, da nichts das Kommerzium so sehr störe, 
die Zufuhr hemme, die Manufakturen vertreibe. Zwar heißt es, 
der König habe in dieser Erkenntnis schon selbst die Verfassung eines 
Werbe-Edikts angeordnet; Grumbkow erinnert nur, daß es bald 
veröffentlicht und genau beobachtet werden möchte, da sonst das bis— 
herige Kommerzium und alle Hoffnung, neue Manufakturen einzu⸗ 
führen, vernichtet würden. Aber dieses Edikt ist noch nicht erschienen, 
es wurde im Gegenteil befohlen, die Werbungen fortzusetzen, und 
die dadurch verursachte Landflucht der Untertanen unter Androhung 
) Unterm 8. Juni 1713 wurde von Sachsen ein Herr le Coq an den 
Verliner Hof gesandt, mit dem ausdrücklich als Hauptzweck bezeichneten Auftrage, 
lüchtige Refugierte, die sich anderswo niederlassen wollten, nach Sachsen zu leiten 
Dresden St.A. loe. 3881). Der Handel der Refugierten mit Stahlgalanterien 
Degengefäßen, Schnallen, Knöpfen, Tabaksdosen usw.) soll nach Bekmann J S. 1165 
tatsächlich jetzt aufgehört haben, es erhielten sich aber die Fabriken von mathema— 
tischen und chirurgischen Instrumenten und unentbehrlichen Stahlwaren. 
) Bericht des Kaiserlichen Gesandten Graf Schönborn, Berlin 2. Mai 1713 
(A. B. Behördenorganisation ĩ, 441). 
—8 Immediateingabe vom 28. Mai 1718 (A. B. Behördenorganisation J,
	        
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