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Dritter Teil.
Mühe nach Dänemark, Schweden, Lipland, Kurland, Schlesien, Lübeck
Hamburg und Holland ausgedehnt hätten, so daß sie jährlich 6 bis
9000 Stück Tuch und Rasche versendeten. Durch Aufhebung der
Prämien hätten sie also am meisten zu leiden, zumal da die Douceur—
gelder öfters den einzigen Profit bei ihren Entreprisen bildeten. Sie
baten allein darum, daß den Raschmachern für keine andern als eigen—
gearbeitete und als solche eidlich deklarierte Stoffe Atteste zum aus—
ländischen Debit bei der Akzise ausgestellt würden. Dem ist, wie es
scheint, willfahrt worden.)
Prämien wurden auch im Magdeburgischen aus der Alkzise ge—
zahlt, wenn nämlich ein Tuchmacher 50 Stück außer Landes debitierte)
Auch sonst hat sich die Vergünstigung durch Prämien als zweck—
mäßigste Form erwiesen. So wurde die 1722 der Lackfabrik zu
Emmerich zugebilligte Akzisefreiheit für Materialien unterm 24. De—
zember 1732 durch eine Vergütung von 40/, für den verlosten Lad
ersetzt, weil so Unterschleife verhütet und zugleich ersehen wurde, wie
die Fabrik gehe.
Ein großes auswärtiges Geschäft ist durch die Bemühungen des
Königs selbst in die Wege geleitet worden: Die Tuchlieferung für
die russische Armee, zugleich ein Triumph der jungen preußischen
Industrie über die altangesehenen englischen Tuche.s) Zuerst war
beabsichtigt, daß Sarry und Keßler, die Leiter der Königsberger Tuch—
manufaktur, die Lieferung übernähmen, dazu gedachten 4 Tuchhändler
in Stettin jährlich bis 18000 Stück liefern zu können, ein höchst
fragwürdiges Angebot.y Aber das zerschlug sich ohnehin, die Stettiner
1)y Das darüber ergangene Kgl. Reskript vom 25. Oktober 1737 war nicht
zu finden.
2) Nachricht von 1728 in A. B. Beh.“Org. IV, 2, S. 362.
s Dies hat schon eine eingehende Darstellung gefunden durch G. Schmoller,
die russische Kompagnie in Berlin 172138, in Zeitschrift für Preuß. Geschichte und
Landeskunde XX (I883), sowie (ohne Aktenbeilagen) in Umrisse und Unter⸗
suchungen usw,, S. 467 529. Daher wird die obige Schilderung kürzer gejoßt
als es der Bedeutung dieses Unternehmens zukäme. Schon 22. März 1720 regte
der Gesandte v. Mardefeld in Petersburg an, aus dem Lagerhaus die blauen,
roten und grünen Tuche zur russischen Montierung zu liefern, die ietzt in England
und Holland gekauft würden. (K.9 J. J. 12.)
) Restript an die preußische Kammer vom 80. Dezember 1728 (Gen—
Dept. 38, Commere.⸗S. 3).