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Dritter Teil.
Regierung kündigte im April 1738 die Lieferungen. Die einheimische
Tuchverfertigung war wieder um viele 1000 Stück jährlich vermindert,
die neumärkischen Tuchmacher klagten jämmerlich, die 1738 ohnehin
schon eingetretene wirtschaftliche Depression wurde erheblich verstärkt,
viele Arbeiter verließen das Land,)) der höchst aussichtsreiche Zwischen—
handel Rußland —Schlesien war wieder zerstört, der mit so vieler
Mühe gepflegte Oderhandel über Stettin hat einen starken Rüchschlag
erlitten. In der Vorstellung des Generaldirektoriums vom 23. März
1737 erklingt so deutlich, wie es Minister dem König gegenüber eben
wagen konnten, der Vorwurf, daß er Unternehmungen, wie auch die
Berliner Bautätigkeit, zuerst mit Leidenschaft emportrieb und sie plötzlich
wieder aufgab, wenn schon vieler Menschen Existenz davon abhing.
Die Russische Kompagnie aber blieb auch nach Fortfall der Militärliefe—
rungen bestehen und setzte die angeknüpften Beziehungen fort. Sie
versandte nach einer Nachricht von 1747 jährlich 10 000 Stück grobes
Landtuch nach Rußland und brachte wie vorher Juchten, Talg, Pelz—
werk u. aq. zurück das zum Teil nach Leipzig debitiert wurde.
1) Mehrere 100 Wollarheeiter wanderten nach Schweden, Dänemork, Luneburh
aus. In der Neumark, wo die russische Kompagnie vorwiegend arbeiten ließ, gab
es 1732 2525 Tuch-, 149 Zeugmacher einschließlich Gehilfen, 1740 nur noch 1770
bezw. 53; noch 1764 waren hier die früheren Zahlen nicht erreicht. In Verlin
arbeiteten schon 17387 632 Stühle weniger als 1735, und 52 Fabrikanten waren
aus Armut weggezogen (Magistrat 23. September 1738. Gen.-Dir. Magdeburg
193, 5). Doch hat in der Kurmark die große Zunahme der Zeugmacherei den
Abgang der Tuchmacherei ausgeglichen, wie folgende Zahlen beweisen:
Verarbeitete Wolle
Tuchmacher Zeugmacher Siemn
17258.... 1091 426 205 725
1730... 2324 635 216576
1740.... 2201 1554 226773.
Die Produktion hat sich trotz allem vermehrt, wenn auch in dem Jahrzehnt 1730
bis 40 nicht einmal ganz so stark als in dem vorausgegangenen Jahrfünft. In
der Neumark war sie 1719—32 von 119716 auf 189878 kl. Stein gestiegen.
Die Zahl der Wollarbeiter im Havelländisch-Ruppinschen Steuerkreise betrug
1730 485 Meisier, 274 Gesellen. In Königsberg i. Pr. gab es damals: 180
Meister, 207 Gesellen, in den übrigen osipreußischen Städten: 649 Meister, 160
Gesellen. Brandenburg a. H. (7400 Einw.) stand mit 180 Meister, 109 Gesellen
nicht weit hinter Königsberg (35000 Einw.) zurück. In den klevischen Städten
gab es 1734 241 Meister, 442 Gesellen. Es wurden da 12881 gr. Stein Wolle
verarbeitet, in dem so viel größeren Ostpreußen 1730 nur 23806/,