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Dritter Teil.
Die Akzise von den Häuten, 1 Gr. v. Thr., wurde für die preußischen
Lederfabriken 18. Dezember 1726 aufgehoben.9)
Ein anderes Königsberger Erzeugnis, Tauwerk, wurde 1724 im
Lizent von 5 auf 3 Rtl. herabgesetzt und für 1727 und 1728 zur
Probe ganz vom Zoll befreit.?)
Für die Wollen- und Leinenfabrikation wurden zwei größere
Unternehmungen in dem bedeutsamen Jahre 1723 auf das unablässige
Drängen des Königs und die Bemühungen des Kammerpräsidenten
». Lesgewang hin ins Leben gerufen 8)
Die Leinenmanufaktur, gegründet von Lizentrat Pinet in Ver—
bindung mit Tribunalrat Boltz und Kaufmann Lafargue, war haupt—
ächlich Eigenbetrieb; sie beschäftigte 96 Leinweber an ebenso vielen
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außerhalb 763 Spinner und lieferte wöchentlich über 4000 Ellen
Leinwand (Februar 1727). Das andere große Unternehmen, die
Wollwaren Manufaktur des Kommerzienrats Negelein und der Kauf—⸗
leute Sarry und Keßler war ein Verlagsbetrieb; sie begann 1723 die
Wollarbeiter in Königsbergt) und den anderen preußischen Städten
mit Wolle, auch baren Vorschüssen zu versehen und zog noch weitere
ins Land. Der König sah sich selbst Proben davon an, als er im
August 1723 in Königsberg war, und verschaffte ihr die Lieferung für
die ostpreußischen Regimenter, während das gleiche für die russische
Armee sich zerschlug.
Da es sich hier bei den Manufakturen in; Preußen um ganz
neue Schöpfungen mit noch recht ungewissen Aussichten handelte,
wurden den beiden Fabriken ziemliche Vergünstigungen für den Absqtz
gewährt. Der Leinwandmanufaktur wurde außer der gewöhnlichen
Baufreiheit und der Werbefreiheit für ihre Leute noch zugestanden, daß
hre Fabrikate, die vornehmlich nach Spanien und Portugal gehen
ollten. see und landwärts zoll-, lizent- und akzisefrei auspassiert
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) Gen.⸗Dir. Ostpreußen 44, 2, 2.
) Gen.⸗Dir. Ostpreußen 22, 19.
) S. Aktenstück v. 29. November 1723.
) In Königsberg gab es 1719 29 Tuch-⸗, 86 Zeug- und Rasch-, 42 Strumpf⸗
mnacher auf 25000 Einwohner.