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Vierter Teil.
man sächsischerseits schon vor zwei Jahren von den brandenburgischen,
magdeburgischen und halberstädtischen Untertanen, wenn sie die dort
fabrizierten Waren in die sächsischen Städte zu Markt gebracht, indi—
stincte 120,0 Losungsakzise gefordert. In den Leipziger Messen habe
man gar mit 250/0 gedroht, die Brandenburger könnten gar nichts
da verkaufen, das sei gegen das Privileg der freien Reichsmesse und
gegen den Brauch in Frankfurt und Magdeburg.
Posadowsky hatte in Dresden mit den sächsischen Kommissaren
nur eine Konferenz, da er noch im Dezember mit dem König August
nach Polen abreiste.) Preußen ließ durch seine auf die Leipziger
Neujahrsmesse gesandten Kommissare, den magdeburgischen Kriegsrat
Cellarius und den Halleschen Steuerrat Schomer die Verhandlungen
fortsetzen, mit der bestimmten Weisung, eine beiderseitige Parität her⸗
zustzllen. Demgemäß wurde nun die sächsische Generalakzise in den
Dörfern angefochten, weil auch in Preußen auf dem Lande keine
Akzise erhoben werde. Es wurde auf den Unterschied hingewiesen,
daß hier der erhöhte Tarif für alle fremden Waren gelte, also keine
Spitze gegen Sachsen habe, daß dieses aber nur die preußischen Waren
hoch impostiere. Man drohte auch, wenn Sachsen nicht nachgebe, die
kurmärkischen Bestimmungen auf alle Provinzen auszudehnen und,
wenn die preußischen Kaufleute in Leipzig weiter drangsaliert würden,
die sächsischen in Frankfurt ebenso zu behandeln. Vor allem über—
reichten die preußischen Kommissare bestimmte Vorschläge, wie ein
mutuelles Kommerzium trotz des Manufakturschutzes zu etablieren sei—
und übergaben 12. Januar ein Projekt darüber, reisten jedoch vor der
Beantwortung ab.
Die Verhandlungen darüber wurden vom 6. Februar 1720 an
zu Dresden wieder aufgenommen,? wohin außer Cellarius und Schomer
bom magdeburgischen Kommissariat der Vizedirektor, Geh.-Rat v. Grote,
und Kriegsrat Horn abgeordnet wurden. Das in Leippzig aufgesete
Projekt wurde als objectum conventionis futurae übergeben. Die
1)y Seit 31. Dezember 1719 war der sächsische General und Minister
Graf Wackerbarth in Berlin in wesentlich volitischer Mission, wie vorher Geh. Rat
v. Katsch in Dresden.
2) Dresden loc. 7402, Nr. 51 und 52.