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In den Hauptforderungen, den erhöhten Tarif und das Woll—
ausfuhrverbot für Kurmark und nur für Kurmark zu behaupten, blieben
die Preußen unerbittlich, sie wußten, daß der König von seiner darin
gefaßten Meinung nicht abgehen werde, vor allem weil er die Armee
nur im Inlande montiert, die Monturen nur von inländischer Wolle
verfertigt haben und daher die Wollpreise wohlfeil halten wollte. Die
Sachsen stellten ihnen zwar dringend vor, wie diese Maßnahmen und
die Absperrung vom Nachbarlande für die Kurmark selbst von Nachteil
seien, aber jene meinten, sie brauchten die sächsische Zufuhr nicht,
hätten alles in Abundanz, könnten auch auf den Flüssen alles aus
erster Hand haben und so auch Leipzig entbehren. Hatten doch die
Ldeipziger Kaufleute im Januar selbst bestätigt, daß die märkischen
nicht mehr wie früher ihre Waren bei ihnen, sondern immediate aus
holland und England anschafften, so daß vom Kommerzium mit der
surmark seit einiger Zeit wenig übrig sei.
Aber viel stärker als alle Gründe hin und wider war der Druck
der Not, die Getreideteuerung, unter der Sachsen gerade litt und die
inmer stärker wurde. Zufuhr war nur aus dem Preußischen oder
durch preußisches Gebiet zu erwarten, und so hatte Preußen ein
außerordentlich nachdrückliches Mittel in der Hand und benutzte es
nach Kräften. Der König hatte die Getreide-Ausfuhr nach Sachsen
verboten) und erschwerte auch die Zufuhr aus Polen, so durch eine
Erhöhung des Krossener Zolls. Er wollte das Ausfuhrverbot in
Kurmark, Magdeburg und Halberstadt nur aufheben, wenn der vor—
geschlagene Vergleich ratifiziert werde.?)
So ungern Sachsen die Exemtion der Kurmark nachgab, wegen
der zunehmenden Teuerung im Lande mußten die Minister schweren
Herzens die Annahme der preußischen Forderungen vorschlagen ) Sie
Die preußischen Vorschläge.
) 21. Juli 1719 als Repressalie auf die sächsischen Ausfuhrverbote vom
A. Juni und J. Juli. Vgl. A. B. Getreide-Handelspol. II, 249 f., und A. Schröter,
Suchnishe Getreidehandelspolitik vom 16.bis 18. Jahrhumdert. Tubinger Differtanton
(gie S. 6u ff.
) Instruktion für die Kommissare, 28. Januar 1720 (Abschr. ggz. Grumbkow.
dresden, loc. 7402, Nr. 52). Dem Grafen Wackerbarth wurde im Januar 1720
in Berlin die Ausfuhr einer zu bestimmenden Menge Getreides als Fürstengut
aug Magdeburg-Halberstadt in Aussicht gestellt, gegen die Zuficherung, jähruͤch
lO große Leute in Sachsen anwerben zu dürfen (Dresden loc. 2988).
) Dresden 3. März 1720 (Dresden loc. 2964 1V).