Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

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Vierter Teil. 
Die sächsischen Räte waren daher für Entgegenkommen, umso 
mehr als man wegen der in Sachsen herrschenden Not große Mengen 
Getreides über Hamburg und Stettin einführen wollte und nun bemüht 
war, es als Fürstengut und Magazingetreide frei oder gegen ermäßigten 
Zoll durchzubringen und in Stettin und Frankfurt freie Durchfuhr zu 
erlangen. Man sah ein, daß man sich noch nicht ohne das preußische 
Salz behelfen könne und durch eigene Saumseligkeit in einer mißlichen 
Lage sei, daß man jetzt auf einen Vertrag eingehen müsse, um nicht 
später mehr benachteiligt zu werden, wie schon in der Pirnaschen 
Mühlsteinsache. Görne drohte auch, wenn ein Kontrakt nicht zustande 
komme, müsse Preußen Zoll und Akzise vom Floßholz für Groß-Salze 
fordern. 
Über den Preis wurde noch scharf gestritten. Görne wollte von 
291/, Thr. für die Last nicht heruntergehen, die Sachsen von 26 Tlr. 
anfangend nicht über 28 Thr. geben, doch gaben sie dann bis 281, 
nach und baten nun um freie Passierung des Getreides wegen der 
Teuerung.) Görne wußte die Sache für Sachsen höchst vorteilhaft 
hinzustellen,) es mußte da auch zugegeben werden, daß das Hallesche 
Salz besser, weil trockener und festkörniger sei, und daß man mindestens 
nicht teurer dabei fahren werde, denn das Groß-Salzer kam wirklich 
im ganzen auf 29 Tlr. 15 Gr. die Last bisher zu stehen, und man 
hatte auch sonst das Salz nirgends wohlfeiler zu schaffen gewußt. 
Unbillig erschien nur, daß das Hallesche Salz nach Franken ungeachtet 
des weiteren Transportes um 16 Thr. 19 Gr. die Last geliefert wurde. 
Wenn auch im Preise eine völlige Einigung noch nicht erzielt wurde, 
und Görne deshalb das ihm überreichte sächsische Ultimatum nur 
ad rokerondum nahm,?) so kamen die sächsischen Räte doch überein, 
nötigenfalls bis zu dem von ihm verlangten Mindestpreis von 29 Thr. 
zu gehen. König August jedoch mißbilligte stark, daß seine Dresdener 
Räte sich aus Furcht vor den preußischen Drohungen wieder zu gefügig 
gezeigt und nicht genügend betont hatten. daß man auch Druckmittel 
1) Schreiben des sächsischen Kurprinzen an König Friedrich Wilhelm, Dresden 
5. März 1720 (Dresden loe. 2964 IV). 
2) Er rechnete ihnen aus, daß die bis 1723 kontraktlich ausgemachten 1200 Lasi 
von Gr.-Salze bis Saalhorn geliefert, auf 45 7572/,, das Hallesche bis ebendahin 
nur auf 35 000 Tlr. zu stehen komme. 
s8) Er wurde unterm 9. März abberufen.
	        
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