Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

Tätliches Zugreifen und Flemmings Vermittlung. 499 
Wilhelm schon lange und immer wieder verlangt hatte, der Feldmarschall 
und dirigierende Minister Graf Flemming, nach Berlin geschickt.) Aufs 
lichenswürdigste vom König empfangen, brachte er durch das Gewicht 
reiner Persönlichkeit und direkte Besprechung in 24 Stunden fertig, 
was sonst monatelange kommissarische Verhandlungen nicht erreichten. 
Es gelang ihm, den zwischen den beiden Nachbarstaaten bedrohlich 
angewachsenen Nebel von Übelwollen und Mißverständnissen zu zer⸗ 
streuen und in allerlei Fragen der auswärtigen und der Handelspolitik 
bessere Klarheit herzustellen, und zwar in einem dem sächsischen Stand— 
punkt wesentlich günstigen Sinne. Der König selbst versicherte ihm 
mündlich, der für das Getreide von 1720 her deponierte Zoll und 
die anderen Zolldeposita (für Hafer) sollten zurückgezahlt, Boysalz für 
Sachsen passiert, wegen der Fürstengutsfreiheit ein billiges Verfahren 
vereinbart werden — von preußischer Seite wurde offiziell zugegeben, 
daß man darin die Billigkeit nicht beobachtet habe — wogegen das 
Königliche Salz von Halle wieder zollfrei passiert werden sollte. Darüber 
wurde eine Konvention errichtet,) die der König 26. August unter— 
zeichnete, worauf Flemming auf inständiges Drängen des Königs 
sofort nach Gommern und Grünewalde Befehl schickte, das Salz aus den 
magdeburgischen Kokturen frei von allen Imposten passieren zu lassen. 
Durch die Konvention wurde vor allem die Ungleichheit beseitigt, daß 
sir Preußen alles frei passiert wurde (nach Flemming für ca. 5000 Tlr. 
iährlich, während Sachsen bisher Wein, Getreide und Holz hatte ver⸗ 
jollen müssen — angeblich für 4524 Tlr. 
Die übrigen preußisch-sächsischen Differenzen sollten auf einer 
lünftigen Konferenz abgetan werden. Es waren nach dem Flemming— 
— Vorschlag außer einigen politischen Angelegenheiten folgende 
lommerzielle. Gütliche Beilegung der Kommerziendifferenzen, auch 
wegen des Abspenstigmachens der Untertanen,s) Herabsetzen der allzu 
) Er kam 20. August 1721 an, hat noch an demselben Tage mit Ilgen, 
rumbkow, Creutz, Krautt und Katsch konferiert, am 21. schon wurde die prinzipielle 
Lnigung erzielt. Für Kammersochen war ihm Hosrat v. Zech beigeordnet (Ebday. 
) Altenstück 48. 
) Preußisches General-Kommissariat hierüber, 8. September: Betr. Ab— 
henstimachung der Untertanen scheinen die Sachsen auf den vor 3 Jahren nach 
berschiedenen sächsischen Städten geschickten Menschen, namens Mühlberg zu zielen, 
der den süͤchsischen Manufakturiers die zugunsten der fremden Wollarbeiter erlassenen 
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