Preußen will die Konvention aufheben. 509
ein Ersuchschreiben an Sachsen vorgelegt wurde (15. Dezember), den von
der Gerste für die Potsdamer Hofstaatsbrauerei zu Grünewalde
1725/26 trotz eines Freipasses erhobenen Zoll (139 Thlr.) wieder zu
erstatten, ließ er es unvollzogen mit dem Entscheid: „Wir lassen Ihn
alles bezahlen, asso wir auch alles bezahlen müssen, die Convention
ist aufgehoben.“ Doch genehmigte er noch einen Freipaß auf 1000 Schfl.
hafer für den Stall des Kgl. Prinzen in Dresden, damit, wie das
Generaldirektorium bemerkte, die Konvention nicht von dieser Seite ge—
brochen werde, und die Sachsen ins Unrecht gesetzt würden (17. Dez,).
Da nun der König von Preußen in die von Sachsen seit Jahren
beantragte Aufhebung der Zollfreiheit einwilligte, so hätte sich eine
Finigung auf diesem Fuße, wie man annehmen sollte, alsbald ergeben
können. Die Minister aber haben den König wieder umgestimmt.
Zunächst ergingen an alle Zollbediente die Befehle, daß die sächsischen
Kammergüter verzollt werden sollten, Sachsen aber wurde davon nicht
unterrichtet. Dann hat der König dennoch einen Freipaß auf eine
Sendung Marmor von Hamburg nach Dresden ausgestellt; allerdings
wurde nach dem vorherigen Befehl der Zoll überall erhoben und auch
auf sächsische Beschwerde hin nicht erlassen. )
3. Die Verträge mit Sachsen.
Sachsen zeigte sich im Jahre 1727 ernstlich bemüht, die sich
anhäufenden Differenzen aus dem Wege zu räumen. Flemming mit
seinem Adlatus v. Zech kam zweimal, im Juni und im September,
nach Berlin und hat hier im ganzen über drei Monate mit Ver—
handlungen zugebracht, mit dem Erfolge allerdings. daß gegen Ende
des Jahres eine Übereinkunft erzielt wurde. Es war ein diplomatisches
Meisterstück und wurde auf beiden Seiten als ein ehrlich gemeinter und
darum endlich befriedigender Abschluß der Streitigkeiten begrüßt, auch
bon beiden Herrschern sofort und ohne Bedenken und Einwendung
catifiziert.?)
) Befehl vom 15. Juli 1727.
) Die sächsische, von König August unter Gegenzeichnung des Gr. Seebach
vollzogene Ausfertigung, d. Dresden 6. Dezember 1727, in R. 19 n. 103b,
Lol. Vb. Gedr. in Loewe. Staatsverträge Nr. 77.