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Vierter Teil.
Schon im Februar 1740 ließ Preußen die Wiederaufnahme der
Verhandlungen beantragen, um die noch vorhandenen Differenzen ab⸗
zutun und die Verträge durch Erläuterung der Stellen, deren Dunkel
heit und verschiedene Auslegungen zu Mißverständnissen Gelegenheit
gegeben, zu renovieren. Als Sachsen wiederum statt dessen die Er—
richtung ganz neuer Pakten vorschlug, ließ man antworten, dem lägen
fast unüberwindliche Hindernisse im Wege, und nur durch jenes Ver—
fahren sei aus der Sache zu kommen. Doch hat offenbar der
Regierungswechsel diese Handlung unterbrochen.“) Die sächsischen Woll⸗
manufakturen gingen indessen außerordentlich zurück, und die Tuch—
fabrikanten drängten bei Hofe, die Wollausfuhr aus Sachsen zu ver⸗
bieten, desgleichen den Eingang aller im Preußischen gefertigten Woll⸗
stoffe außer den Messezeiten, in den Messen aber diese mit exzessiven
Imposten zu belegen. Der Hof verwarf ihr Gesuch,? immerhin wurde
in Sachsen ein von alters bestehendes Verbot, Garn auszuführen, er⸗
neuert.
5. Die anderen Nachbarstaaten.
Es lag in der Natur der Dinge, daß Preußen mit Sachsen in
einen besonders scharfen Gegensatz geriet und daß die Reibungen auf
allen Gebieten sich hier zu förmlichen Kriegen und Friedensschlüssen
verdichteten. Bei weitem nicht so bewegt gestaltete sich das Verhält—
nis mit den anderen Nachbarn, wenn auch im einzelnen sich ähnliche
Konflikte auch hier vielfältig wiederholten. Schon mit dem nächst
wichtigen Nachbarstaat Polen ergaben sich infolge seiner gering ent⸗
wickelten Wirtschaftspolitik ungleich weniger Konfliktspunkte. Streitig⸗
keiten wegen des Salzhandels kamen vor, im übrigen betraf das meiste
den engen wirtschaftlichen Zusammenhang Polens mit Ostpreußen und
wird dort zu behandeln sein. Die preußische Akzise- und Wirtschafts⸗
politik aber hat hier nur geringe gelegentliche und nicht nachhaltige
Widerstände gefunden.
Es kamen 1723 und 1724 aus Preußen wie aus Pommern
1) Die Vollmachten für General v. Schwerin und Generalauditeur Mylius
zu Konferenzen mit den sächsischen Kommissaren, Minister v. Bülow und General⸗
auditeur Volkel, sind unterm 7. März 1740 schon ausgestellt (Dresden loe. 9120)
2) Bericht vom 22. Juli 1740 (Gen.Dir., FabrDept. 44 Nr. 275.