Verhandlung über Wiederherstellung des Oderhandels. 577
Kaufleute bei ihrer Niederlagsgerechtigkeit auch weiterhin durchaus zu
schützen seien. Gegen die Königlichen Untertanen aber müßte solche
Gerechtigkeit nicht exerziert werden, sondern beiden Teilen reciproquement
freistehen, alle Waren see- und stromwärts ungehindert und unauf—
gehalten zu verführen und nach fremden und einheimischen Orten zu
verhandeln, so daß also auch die Stettiner immédiate landeinwärts
ohne Haltung der Niederlagen zu Frankfurt und Landsberg handeln
könnten. Durch solche Freiheit des mutuellen Commercii dürften alle
diese Städte an Nahrung und Handlung mchr gewinnen, als wenn
es bei dem bisherigen Zwang und Jure de non praeternavigando
einer Stadt gegen die andere fernerhin gelassen werde.
Dies wurde aber nicht als Befehl überschickt, sondern nur als
die Meinung der Zentralstelle, über die nun die Stettiner Behörden
und Kaufleute sich weiter äußern sollten. Da aber bei der Ausdehnung,
die nun der Frage gegeben war, auch die Frankfurter in Betracht
amen, so wurde eine gemeinsame Konferenz angeordnet.i) Die Stettiner
zeigten wenig Lust, sich an solcher Besprechung zu beteiligen, sie konnten
sich aber nicht entziehen. Am 6. Dezember 1720 fanden sich zu der
Konferenz in Berlin zusammen: Vizedirektor v. Lettow aus Stargard
und Regierungsrat Hille aus Küstrin, die Stettiner Deputierten:
Syndikus Völschow. Senator Vanselow, Kaufleute Mauve und
hretschmar; von Frankfurt: Syndikus Raute, Kaufleute Matthiaß. und
Schwanberger.?)
Diesen wurde die Frage vorgelegt, ob dem Handel beider Städte
suträglich sei, daß sie gegeneinander eine völlig freie oder auf gewisse
Varen restringierte Durchfuhr erlaubten, jedoch daß das Stapelrecht
gegen Auswärtige in Kraft bleibe.“ Die Abgesandten der beiden Städte
saten daraufhin erstaunt, sagten, sie seien dazu nicht instruiert,s) und
haten alles in statu quo zu lassen, da eine Anderung nur schädlich
se. Durch einen freien Durchfuhrhandel würden nur die Breslauer,
d Reskript an das pommersche Kommissariat, 5. August 1720 (Ausf. Grumb—
ow, Ebdan
)) Nach einem Bericht Lettows an Borcke, Berlin 12. Dezember 1720, fand
die Konferenz mit den Ministern v. Ilgen, v. Grumbkow, v. Knyphausen, v. Krautt
und noch zwei Räten im Generalkommissariat statt (Stadt Steitin V, 1, 2004).
Doch hatte Stettin schon unterm 26. August gegen den Plan, die Nieder⸗
age für Inländer aufzuheben, protestiert.
Aeta Borussica. Handels-, Zoll⸗ und Atzisepolitik II.