Verhandlungen wegen des Krossener Zolls. 629
inländischen Kaufleute müßten eine Kompagnie für die schlesische Handlung
bilden, um gleich den Schlesiern mit Avantage aus der ersten Hand ein⸗
kanfen zu können; eine solche werde viel größeren Nutzen stiften als
die gerade damals gegründete russische Tuchlieferungskompagnie, zumal
da auch der Debit der russischen Retourwaren dadurch befördert werden
würde. Man müßte, ehe man den Breslauern eine finale Resolution
gäbe, die inländischen Kaufleute vernehmen, ob sie den vorgeschlagenen
Handel entreprenieren wollten. In diesem Falle müsse es mit den
Schlesiern auf dem bisherigen Fuße bleiben, die inländische Sozietät
dagegen wenigstens zu Anfang, bis sie den Handel ganz in Händen
hahe, auf alle Weise benefiziert werden. Wenn die Sozietät jedoch
nicht zustande käme, könne man mit den Schlesiern andere, möglichst
hohe Sätze vereinbaren, ihnen aber nicht die freie Oder-Fahrt nach
der Ostsee zugestehen, weil dann die inländischen Kaufleute ausgeschlossen
und nur zur Spedition verwendet würden.
Die vorgeschlagene Vorbesprechung mit den Berliner Kaufleuten
konnte aber wegen der Leipziger Messe erst später stattfinden. Die
Berliner Kaufleute Rettcher und Spatzier beantworteten in einem
Memoriali) einige ihnen über diesen Plan vorgelegten Fragen und
erklätten sich bereit und imstande, die schlesische Handlung selbst zu
übernehmen. Für den Bezug aus erster Hand von der See her hatten
sie genug Korrespondenzen, das schwierigste war nur, den Einkauf der
schlesischen Waren, den bisher die Breslauer, zum Teil kommissions⸗
weise, hatten, an sich zu bringen und die Verbindung mit den schlesischen
Manufakturen zu gewinnen. Sie hofften jedoch die Schwierigkeit zu
überwinden, wenn eine formidable Handlungskompagnie gebildet, mit
einem Reglement versehen und vor den Fremden begünstigt werde.
Und zwar meinten sie, daß zu diesem Zweck der Krossener Zoll vom
Faß — denn den Wertzoll verwarfen auch sie — für sie auf 16,
sür die Schlesier auf 82 Gr. festgesetzt werden könne.)
Die neumärkische Kammer wünschte,“s) die Berliner möchten sich zu
diesem profitabeln Kommerz mit Ernst anschicken und die Konditionen
für die Sozietät fordersamst entwerfen, damit die anderen inländischen
) Vom 1. August 1725 (Gen.Dir. Pommern, Zolls. 1).
2) Auch Wiederherstellung der vor kurzem entzogenen Zollfreiheit wucde
beantragt. Vgl. Bd. I, S. 76f.
) Bericht vom 7. August 1725 (Gen.-Dir. Pommern, Zollf. 1).