Die russische Kompagnie und der Oderhandel. 647
wohl die österreichische Regierung zu ihren Gunsten Abwehrmaßregelu
ergriff und entgegen der Konvention von 1727 die nach Schlesien
gehenden moskowitischen Juchten, ausgenommen die aus der Ukraine
durch Polen kommenden, mit einem Zoll von 5 fl. den Zentner belegte.
Preußen drohte dagegen mit einem Zollaufschlag auf schlesische Lein—
wand und Kanevas, und die Breslauer Kaufleute stellten selbst vor,)
jener Impost sei an sich gut gedacht, aber der beabsichtigte Zweck. den
Ukrainer Handel zu beleben, sei nicht erreicht, vielmehr habe sich da—
durch ein großer Teil des importanten Juchtenhandels an andere Orte
gezogen, und es möge wenigstens der über Danzig durch Polen
kbommende Juchten davon befreit werden. Aber Preußen hat selbst
diesen besonders aussichtsreichen Handel und die russische Kompagnie
fallen gelassen und so die Breslauer von einer großen Last befreit.
Die Kompagnie schlug zu jener Zeit noch eine andere Handels—
einigung vor.e) Man möge mit Rußland einen Vertrag schließen,
daß man dort für eine Reihe von Jahren die Montierungstücher von
der Kompagnie nehme und diese mit Imposten den Einheimischen
gleich traktiere, wogegen den russischen Kaufleuten der von Peter dem
Großen gewünschte Freihafen an der Ostsee, zu Stettin, Kammin oder
Kolberg eingeräumt werden solle derart, daß sie dort für ihre russischen
Waren von Lizent, Zoll und Akzise frei sein sollten. Der Plan wurde
in Berlin mit Freuden aufgenommen?) und in Moskan vorgebracht,
hier aber wurde die Gleichstellung in den russischen Zöllen entschieden
abgelehnt, da es den jungen russischen Handel vernichten würde. Auch
die gleichzeitig wieder aufgenommenen Untersuchungen,“) ob es möglich
sei diesen Handel zur Vermeidung der Wolgaster Imposten durch eine
der anderen Odermündungen zu leiten, führten zu keinem Ziel. Die
Swine war so versandet, daß damals, 1728, kein einziges Schiff mehr
durchkommen konnte; die beiden anderen Möglichkeiten, Öffnung der
dievenow oder Kanal durch den Misdroyer Berg, waren nur mit
großen Schwierigkeiten und Kosten ausführbar.
) 29. Dez. 1730, Breslau A. A. I Nr. 83f. Vgl. Aktenst. 89.
9) 19. Mai u. 17. Juni 1728 (Stettin K.⸗A. IV, Vp. Lizent. 105 b).
) Der König schrieb auf den befürwortenden Bericht des Gen.«Direktoriums
vom 19. Junt 1728: „Sehr gut Porto franco cito an Mardefeld schreiben, daß
Er mit Ostermann spreche.“
) JZuni — Nov. 1728.