Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

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Fünfter Teil. 
9. Zustände der einzelnen Handelsstädte. 
Überblickt man das, was für den Oderhandel erreicht worden ist, 
seitdem das so heiß erkämpfte Ziel errungen und die Odermündung mit 
Stettin an das brandenburgische Hinterland gefallen war, so kann man 
nicht anders urteilen, als daß das Ergebnis nicht dem großen Erfolge 
entsprach. Nach wie vor standen sich Stettin und Frankfurt feindselig 
gegenüber, sie belasteten den Oderhandel, wenn auch in etwas ein— 
geschränktem Maße, mit ihren Niederlagsrechten und ließen ihn dadurch 
nicht hochkommen. Nur ein sehr kleiner Teil des schlesischen Imports 
ging auf diesen Weg über, und die Kaufmannschaften der beiden Oder⸗ 
städte hatten nichts Nennenswertes gewonnen. Man wollte das, was 
sich aus der Erwerbung Stettins mit logischer Konsequenz ergab, daß 
nämlich Frankfurt nicht mehr mit künstlichen Mitteln als Handelsplatz 
gehalten werden durfte, der alten getreuen Stadt nicht antun. Man 
wollte Stettin vorwärtshelfen und Frankfurt auch nicht im Stiche 
lassen und verhehlte sich, daß auf so engem Raum zwei Großhandels⸗ 
vlätze nicht bestehen konnten. 
So hat Stettin im Hinterland nicht das gewinnen können, was 
es im Seehandel verloren hatte. Die Stadt selbst hat sich in den 
friedlichen Zeiten der preußischen Herrschaft bedeutend erholt, die Ein⸗ 
wohnerzahl hat sich von 1720 bis 1740 verdoppelt,) die Einnahmen 
waren von 24000 auf beinahe 50000 Tlr. gestiegen. Die Fürsorge 
der neuen Regierung hat wenigstens bewirkt, daß die Folgen des 
großen politischen Umschwungs nicht so schlimm waren, wie sie an⸗ 
fangs befürchtet wurden. Zwar die Salzsiederei und der Salzhandel 
waren dahin, die Ausfuhr nach Schweden (Malzhandel, Manufakturen) 
war fast ganz verloren, die Braunahrung stark zurückgegangen, der 
Getreidehandel kam gegen Danzig nicht auf, aber der Holzhandel, 
der Schiffbau und die Frachtschiffahrt hatten einen guten Aufschwung 
genommen, für die verbotene Ausfuhr der Wolle bot die des Tabaks 
einigen Ersatz. Der Zustand des Handels und der Kaufmannschaft 
aber war auch 1740 noch recht dürftig. Die 85 Kaufleute waren 
i) Von 6000 auf 12 360, wohl einschließlich Militär: 1786 ohne Militär 
15776.
	        
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