Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

Abschreckung des Osthandels. 759 
Die Unzufriedenheit über alles dieses war auch im Auslande so 
groß, daß selbst die Polen ungewöhnliche Anstrengungen machten, von 
Königsberg ganz loszukommen und den Handel über Danzig zu 
richten.i) Der schwere Zoll zu Marienburg (100/0) wurde aufgehoben, 
was die Königsberger Kaufmannschaft als einen totalen Ruin des 
bisher so glücklich geführten Landhandels mit Litauen ansah. Auch 
die litauischen Grenzzölle wurden, um den Überlandhandel nach 
Danzig zu erleichtern, herabgesetzt. In der Tat zog sich jetzt der 
Wagen⸗ und Schlittenverkehr aus Rußland, der Ukraine und Wolhynien 
weit mehr durch das südliche Preußen nach Danzig.?) Ja litauische 
Große beschlossen, allen Handel mit Königsberg abzubrechen, weil sie 
seit einiger Zeit vom Könige von Preußen darin sehr behindert würden. 
Ein besonderer Anlaß ließ sie besorgniserregende Anstalten ergreifen. 8) 
Der Königsberger Kaufmann Farenheidt und andere hatten hohe 
Forderungen an den litauischen Feldherrn Grafen Sapieha, die sie 
durch Arreste auf seine nach Königsberg kommenden Produkte zu be— 
friedigen dachten. Der König verwies 5. Juni 1723 die Sache an 
die zuständigen Gerichte. Da von diesen ein Arrestbefehl sicher zu er— 
warten war, so ließ der Kronregent Graf Dunin drei mit Hanf be— 
ladene Schiffe Sapiehas umkehren und den Njemen aufwärts, dann auf 
Narew und Weichsel nach Danzig bringen, wo sie gegen Ende des 
Jahres als die ersten litauischen Schiffe anlangten. Zwar baten die 
Gläubiger, diese Gefäße bei Marienwerder durch Soldaten anhalten 
zu lassen, aber die Kammer erinnerte, daß Polen sich im Frieden 
von Oliva die beiden Weichselufer gesichert habe; auch in Berlin ur— 
teilten Generaldirektorium und auswärtiges Amt übereinstimmend 
28. Sept. 1732), daß schlimme Händel daraus entstehen würden, da 
man mit Polen ohnedem Streit genug habe, und daß ein Arrest vom 
Gericht gesucht werden müsse. Immerhin war die Furcht berechtigt, 
daß jenes Beispiel Nachahmung finden werde, es kam auch die Mel— 
dung (9. Sept.), die litauischen Magnaten wollten zu Grodno über die 
Anlange eines Kanals zur Überwindung der Landstrecke zwischen 
Niemen und Narew beratschlagen. Aber für derartiges fehlte es den 
J Gen.Dir. Ostpr. Tit. 22, Nr. 8, 10, 12. 
2) Kammerberichte v. 19. Juli, 23. Sept. 1728, 5. Mai 1724, 25. Sep⸗ 
tember 17285. 
s) Gen.-Dir. Ostpr. Tit. 22 Nr. 8.
	        
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