816
Sechster Teil.
städtischen Kaufleuten gestatteten. Doch zogen sich die Verhandlungen
darüber in die Länge, vor allem die Generalstaaten machten Schwierig—
keiten. Inzwischen schickten einige Kaufleute Getreideschiffe nach
Portugal, welchen Handel der dortige preußische Gesandte Bonnet
eifrig angeregt hatte.
In Frankreich wurden den Königsbergern Pässe erteilt, der König
erklärte sich selbst bereit, einige der dortigen Minister, die viel zu der
Sache kontribuiert, auf seine Kosten mit Bernsteintabatiren zu re—
galieren. Allerdings verweigerte Frankreich die Pässe für solche
Schiffe, die nicht von Königsberg direlt, sondern mit Ladung nach
England und Holland und mit Ballast nach Frankreich gehen wollten,
da man in Frankreich berichtet war, die Königsberger hätten ihre
Schiffe meist mit holländischem Gelde erbaut und führten die meiste
Handlung für holländische Rechnung um eine simple Provision. Die
Holländer aber waren dort gänzlich ausgeschlossen worden, weil sie
nicht do bonne foi gehandelt hätten.)
Der König ließ im Interesse der Königsberger Kaufleute dem
französischen Gesandten im Haag einmal vorstellen, daß ein Ausfuhr—
verbot des Salzes aufgehoben werde, ein anderes Mal, daß die
Königsberger Schiffe nicht als pestverdächtig behandelt werden möchten,
da längst jeder Anlaß dazu fehlte. Man vermutete, daß Holländer
das Gerücht aufgebracht hatten, weil ihnen die dort seit dem Frieden
gut aufgeblühte Schiffahrt gar nicht behagte. Auch nachdem der
französische Hof den Ostseeschiffen freien Verkehr zugestanden, hieß es,
daß pestfangende Sachen, wie Hanf, Flachs, Wolle aus der Ostsee
verboten sein, Getreide einer 80 tätigen Quarantäne unterliegen solle.
Auch hiergegen ließ Preußen Vorstellung erheben.?)
Bei den Friedensverhandlungen zu Utrecht kam schon 1712 die
Möglichkeit eines Kommerzientraktats zwischen Frankreich und Preußen
zur Sprache. Die Königsberger Kaufleute, darüber vernommen,
äußerten sich einhellig mit einer seltenen Befriedigung über das so
wohl und ungehindert von Statten gehende Kommerzium mit Frank—
reich, hatten nicht die geringste Beschwerde und wünschten nur. daß es
1) Negelein, 14. November 1711 (&bg. 36 4).
2) Reskripte an den Gesandten von Meinertshagen, 17. Ott. und 18. Nov.
1713 (R. 7 n. 197111.
3) Dsgl. 27. Januar 1714.