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II. Der Wandel der Ordnungen
‚Vorläufer‘, Aristoteles aber zu demjenigen, der sokratische ‚Feh-
ler‘ richtigstellt. Der evidente methodische Fehler, den Aristoteles
begeht, entbehrt also jedenfalls nicht eines gewissen Sinns. Spä-
tere Interpreten, die ihn wiederholten, konnten sich durch das ari-
stotelische Vorbild immerhin bestätigt fühlen.
Hat Aristoteles somit nicht recht mit der seiner Kritik zugrunde-
liegenden Unterstellung, Platons Sokrates beabsichtige in der ‘Po-
liteia’ die Darstellung eines geschichtlichen Verlaufs, so hat er
doch recht mit der Feststellung, daß der von Sokrates dargestellte
Verlauf nicht historisch ist. Mit seiner Kritik macht Aristoteles
auf die ungewöhnliche Konzeption der sokratischen Verfassungen
geradezu aufmerksam. Ich exemplifiziere dies an Kritikpunkt 4,
der sich gegen die sokratische Konzeption der Oligarchie als
‚Herrschaft der Geldgier‘ richtet. Dazu sagt Aristoteles:
Unsinnig aber ist auch die Ansicht, der Übergang zur Oligarchie
arfolge deswegen, weil die Amtsinhaber geldgierig und auf Erwerb
fixiert sind, anstatt deswegen, weil die Besitzer eines größeren
Vermögens meinen, es sei nicht recht, daß die Besitzlosen gleiche
politische Rechte hätten wie die Besitzenden; in vielen Oligar-
chien ist Gelderwerb nicht einmal erlaubt, sondern gesetzlich un-
tersagt, im demokratischen Karthago hingegen geht man dem Er-
werb nach, ohne daß deswegen schon ein Verfassungswechsel er-
folgt ist. ... Auch wenn kein einziger Mensch ärmer geworden ist,
als er zuvor war, erfolgt doch ein Umschlag von der Oligarchie
zur Demokratie, wenn die Mittellosen in die Mehrzahl geraten,
und aus der Demokratie in die Oligarchie, wenn die Begüterten
stärker sind als die Menge und die einen ihre Chancen verpassen,
die anderen aber darauf achtgeben‘. 38
Mit dieser Kritik legt Aristoteles den Finger auf einen wichtigen
Punkt, den die späteren Interpreten der ‘Politeia’ in ihrer Mehrzahl
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