Full text: Dialogform und Argument

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VI. Platonische Dialoggestaltung 
gen unterbinden? Dies ist kaum denkbar.’%1 Zweitens bleibt un- 
klar, wie und weshalb die Herrschaft der nichtnotwendigen Triebe 
zum Streben nach Freiheit führen sollte — anstatt zu einem Stre- 
ben nach höherem Lebensstandard und luxuriöseren Genüssen. Die 
Herrschaft der nichtnotwendigen Triebe müßte eher Konsumfreu- 
digkeit und Verschwendungssucht steigern als das Streben nach 
Freiheit, 782 
Sokrates, in dessen Schilderung das demokratische Streben nach 
Freiheit denn auch eher als Reaktion auf die frühere Unter- 
drückung (durch oligarchische Regenten oder den oligarchischen 
Vater und sein Programm der Sparsamkeit) erscheint, ’® 1äßt den 
demokratischen Menschen daher nicht, wie vom Schema gefordert, 
durch die spezifische Herrschaft der nichtnotwendigen Triebe be- 
stimmt sein, sondern zeichnet das Bild eines Menschen, der sich 
abwechselnd von all seinen Trieben beherrschen 1äßt.’8% Unklar 
bleibt dabei, welcher einzelnen seelischen Instanz das Streben 
nach Freiheit eigentlich zuzuordnen wäre. Damit aber ist — und 
nur in diesem einen Fall! — das Prinzip aufgegeben, daß vorherr- 
schende Lebensziele mit der Vorherrschaft bestimmter seelischer 
Instanzen verknüpft sind (vgl. Kap. V). 
781 Die notwendigen Triebe müssen befriedigt werden. Der umgekehrte Fall 
(554 a 5-8 u.a.) bietet kein Problem. 
782 Dies ist nicht nur sachlich naheliegend, sondern an zahlreichen Stellen 
(554a5-8. d2-3. 558d5 dvalwııxal vs. XonuatLOTLXAL. 559c3. d2 
ELSwAOv. 560d2-6. e2 aocwriav. e5-561a1 u.a.) auch klar angelegt. 
783 Vgl. 556c8-557b7. 572c8. Eine klare Aussage dazu fehlt — aus ver- 
ständlichen Gründen. 
784 561a6-c5 EM SM oluaı yerd& tTAUTA & TOLOÜTOG 0052v HÄAAOoV ElG 
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