DEN TOTEN KAMERADINNEN
VON RAVENSBRÜCK!
Von Cuno Wojczewski
Die Kiefern schließen schweigend sich im Kreis
der hohen Stämme, die ins Lichte streben,
und auf dem Grunde leuchtet aus dem Weiß
der namenlosen Asche unserer Toten,
die hier verstreut liegt für ihr ewiges Leben,
uns mahnend — groß das Dreieck mit dem roten
vergossenen Blute wie ein stummer Schrei:
Geh', Schwester, nicht als Fremde hier vorbei.
Komm näher und verweil’ im Totenhain —
leg’ deine Schuhe ab, denn du gehst auf Gebein.
Die Kiefern schweigen ernst — sie wachsen schlicht
und kreisen leise aus dem kargen Sand
zu hohem Wuchs ins Freie und ins Licht.
Da blick’ hinauf und fühl’ uraltes Strömen:
in ihm sind unsere Toten anerkannt
als Opfer, die wir tief in uns versöhnen.
Geh’, Schwester, nicht als Fremde von hier fort —
Die Scham entflamme dir am Menschenmord.
So wachse in das menschliche Begreifen
und sorg’, daß deine Schwestern mit dir reifen.
Die Kiefern schweigen ernst — sie wachsen schlicht
und kreisen leise aus dem kargen Sand
zu hohem Wuchs ins Freie und ins Licht.