Full text: Träumereien an französischen Kaminen: Märchen

Und alle beide Kinder waren ebenfalls fein. So träumte er; und der Traum 
mußte ihm wohl sehr gefallen, denn er lachte im Schlaf übers ganze Gesicht. 
Als er aufwachte, war es schon fast Abend geworden, und vor ihm stand 
der Schäfer mit seinen Schafen'und strickte. Da sprang er erquickt auf, dehnte 
und reckte sich und sagte: „Lieber Himmel, wem's so wüchse! Es ist aber 
doch hübsch, daß man nun wenigstens weiß, wic's ist." Da trat der Schäfer 
an ihn heran und fragte ihn, woher er käme und wohin er wollte, und ob er 
schon etwas von dem Baume gehört habe. Nachdem er sich überzeugt, daß er 
so unschuldig war, wie eiw neugeborenes Kind, rief er aus: „Ihr seid ein Glücks 
pilz! Denn daß ihr etwas Gutes geträumt habt, war ja auf eurem Gesichte 
zu lesen; habe ich euch doch schon lange betrachtet, wie ihr so da lagt!" Darauf 
erzählte er ihm, was es für eine Bewandtnis mit dem Baume habe: „Was ihr 
geträumt habt, geht in Erfüllung; das ist so sicher, als wie, daß das hier ein 
Schaf und das dort ein Bock ist. Fragt nur die Leute im Dorf, ob ich nicht 
recht habe! Nun sagt aber auch einmal, was ihr geträumt habt!" 
„Alterchen," erwiderte der Handwerksbursche schmunzelnd, „so fragt man 
die Bauern aus. Meinen schönen Traum behalte ich für mich; das könnt ihr 
mir nun schon gar nicht verdenken. Aber daraus werden tut doch nichts!" Und 
das sagte er nicht bloß so, sondern es war seilt Ernst; denn als er nun auf das 
Dorf zuging, sprach er vor sich hin: „Papperlapapp, Schäferschnack! Mochte 
wohl wissen, wo der Baum die Wissenschaft her haben sollte." 
Als er in das Dorf kam, ragte am dritten Haus vom Giebel eine lange 
Stange heraus, an der hing eine goldene Krone, und unten vor der Haustüre 
stand der Kronenwirt. Der war gerade sehr guter Laune, denn er hatte schon 
zu Nacht gegeffcn und war rund herum satt, und das war seine beste Stunde. 
Da zog er höflich den Hut und fragte, ob er ihn nicht um einen Gotteslohn 
zur Nacht behalten wolle. Der Kronenwirt besah sich den schmucken Burschen 
in seinen staubigen, abgeriffencn Kleidern von oben bis unten. Dann nickte er 
freundlich und sagte: „Setz dich nur gleich hier in die Laube neben die Tür; es
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.