Full text: Träumereien an französischen Kaminen: Märchen

Und dcr alte Herr saß im Lehnstuhl und harte ihr aufmerksam zu. — 
Eines Tages, als sie eben mit Erzählen fertig war, sagte sie: „Ich habe dir 
nun schon so viele hübsche Märchen erzählt; ich glaube, du vergißt sie immer 
wieder. Kannst du sie nicht aufschreiben?" 
„O ja," antwortete der alte Herr, „aufschreiben könnte ich sie schon, 
wenigstens so einigermaßen und freilich bei weitem nicht so hübsch, als du sie 
erzählst; aber es darf niemand wissen, woher ich sie weiß, und besonders nicht, 
daß du in dem alten Koffer steckst. Denn ich muß dich ganz allein haben. Sonst 
kommen gleich alle Leute und wollen dich besehen, und tapsen dich mit ihren 
ungeschickten Fingern an. Der Samt am Kasten würde auch bald schlecht 
werden." 
„Nein, um Gottes willen!" entgegnete die kleine Märchenprinzessin. „Aber 
wundern würden sich die Leute doch, wenn sie wüßten, wer in dem alten 
Koffer steckt." Und dann lachte sie. 
„Still!" sagte auf einmal der alte Herr, „es klopft jemand an die Türe. 
Kriech rasch wieder in den Kasten." Sodann trug er eilig den Kasten in den 
Koffer. Schnapp! schlug der Deckel mit Seehundsfell zu, und als das Dienst 
mädchen — denn sie war es — hereinkam und den Tee brachte, stand der alte 
Koffer wieder ganz mürrisch und struppig unter dem Spiegel. AIS sie an ihm 
vorbeiging gab sie ihm heimlich, und ohne daß eS der alte Herr merkte, einen 
Fußtritt und murmelte: „Alter garstiger Koffer, gestern hast du mir beinahe 
den Finger abgeklemmt!" — 
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