11
hübsche Klafter aufgerichtet hatten, sprachen sie: „Nun können wir uns wieder
eine Weile Kaffee kochen." Und im Fluß wuschen sie ihre Wasche; das war
ihnen sehr bequem. Von den Sternen aber, wenn sie so recht funkelten, sagten
sie weiter nichts, als: „Es wird heute nacht recht kalt werden; wenn nur unsre
Kartoffeln nicht erfrieren." Versuchte eö einmal der arme Traumjörge, ihnen
eine andre Meinung beizubringen, so lachten sic ihn aus. Es waren eben ganz
gewöhnliche Leute.
Wie er nun so eines Tages wieder auf dem alten Mühlsteine saß und bei
sich bedachte, daß er doch auf der ganzen Welt so mutterseelenallein sei, schlief er
ein. Da träumte ihm, eö hinge vom Himmel eine goldene Schaukel an zwei
silbernen Seilen herab. Jedes Seil war an einem Sterne befestigt; auf der
Schaukel aber saß eine reizende Prinzessin und schaukelte sich so hoch, daß sie
vom Himmel zur Erde herab und von der Erde wieder zum Himmel hinausflog.
Jedesmal, wenn die Schaukel bis an die Erde kam, klatschte die Prinzessin vor
Freude in ihre Hände und warf ihm eine Rose zu. Aber plötzlich rissen die
Seile, und die Schaukel mit der Prinzessin flog weit in den Himmel hinein,
immer weiter, immer weiter, bis er sie zuletzt nicht mehr sehen konnte.
Da wachte er auf, lind als er sich umsah, lag neben ihm auf dem Mühl
steine ein großer Strauß von Rosen.
Am nächsten Tage schlief er wieder ein und träumte dasselbe. Beim Er
wachen lagen richtig die Rosen wieder da.
So ging cs die ganze Woche hindurch. Da sagte sich Traumjörge, daß. doch
irgend etwas Wahres an dem Traume sein müsse, weil er ihn immer wieder
träumte. Er schloß sein HauS zu und machte sich auf, die Prinzessin zu suchen.
Nachdem er viele Tage gegangen war, erblickte er von weitem ein Land,
>vo die Wolken bis auf die Erde hingen. Er wanderte rüstig darauf zu, kain
aber in einen großen Wald. Plötzlich hörte er hier ein ängstliches Stöhnen und
Wimmern, und als er auf die Stelle zu gegangen war, von welcher das Gestöhn
und Gewimmer herkam, sah er einen ehrwürdigen Greis mit silbergrauem Barte