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„Die geht abcndS immer zu einen kleinen kranken Knaben, dem seine Mutter
gestorben ist. Am Tag ist er ganz allein, und niemand bekümmert sich uni
ihn; aber gegen Abend geht sie zu ihm, spielt mit ihm und bleibt die ganze
Nacht. Er schlaft immer schon sehr früh ein, deshalb geht sie auch so zeitig.
Die andern Traume gehen viel später. — Komm nur weiter; wenn du alles
sehen willst, müssen wir uns sputen!"
Darauf gingen sie tiefer in den Garten hinein, mitten unter die guten
Träume. Es waren Männer, Frauen, Greise und Kinder, alle mit lieben und
guten Gesichtern und in den schönsten Kleidern. In den Händen trugen viele
von ihnen alle möglichen Dinge, die sich das Herz nur wünschen kann. — Auf
einmal blieb Traumjörgc stehen und schrie so taut auf, daß alle Träume sich
umdrehten.
„Was hast du denn?" fragte der König.
„Da ist ja meine Prinzessin, die mir so oft erschienen ist und mir die
Rosen geschenkt hat!" rief Traumjörgc ganz entzückt aus.
„Freilich, freilich!" erwiderte jener. „Das ist sie. Nicht wahr, ich habe dir
immer einen sehr hübschen Traum geschickt? Es ist beinahe der hübscheste, den
ich habe."
Da lief der Traumjörge auf die Prinzessin zu, die gerade wieder auf ihrer
kleinen goldenen Schaukel saß und sich schaukelte. Sobald sie ihn kommen sah,
sprang sie herab und ihm gerade in die Arme. Er aber nahm sie an der Hand
und führte sic an eine goldene Bank. Da setzten sich beide hin und erzählten
sich, wie hübsch es wäre, daß sie sich wieder sähen. Und wenn sic damit fertig
waren, fingen sic immer wieder von vorn an. Der König der Träume aber ging
mittlerweile fortwährend auf dein großen Wege, der gerade durch den Garten
ging, auf und ab, die Hände auf dein Rücken, und zuweilen nahm er die Uhr
heraus und sah nach, wie spät cs wäre, weil der Traumjörgc und die Prinzessin
immer noch nicht mit dem fertig waren, was sie sich zu erzählen hatten. Zuletzt
ging er jedoch wieder zu ihnen und sagte: „Kinder, nun ist cs gut! Du, Traumjörge,