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Darauf antwortete er, er wolle sich alle Mühe geben, es zu werden; sie
möge nur auf ihn warten, er käme gewiß wieder.
Er ging also zu einem Glaser und fragte ihn, ob er nicht einen Glaser-
jungen gebrauchen könne. „Jawohl," erwiderte dieser, „aber du mußt vier
Jahre bei mir lernen. Im ersten Jahre lernst du die Semmeln vom Bäcker holen
und die Kinder waschen, kämmen und anziehen. Jin zweiten lernst du die Ritzen
tiut Kitt verschmieren, im dritten Glas schneiden und einsetzen und im vierten
wirst du Meister."
Darauf fragte er den Glaser, ob er nicht von hinten anfangen könne, weil
es dann doch schneller ginge. Indes der Glaser bedeutete ihn, daß ein ordent
licher Glaser immer von vorn ansangen müsse, sonst würde nichts gescheites daraus.
Damit gab er sich zufrieden. Im ersten Jahre holte er also die Semmeln
vom Backer, wusch und kämmte die Kinder und zog sie an. Im zweiten ver
schmierte er die Ritzen mit Kitt, im dritten lernte er Glas schneiden und ein
setzen und im vierten Jahre wurde er Meister. Darauf zog er sich wieder seine Edcl-
mannsklcidcr an, nahm Abschied von seinem Lchrhcrrn und überlegte sich, uhV
er es anfinge, um nun auch noch König zu werden.
Wahrend er so auf der Straße, ganz in Gedanken versunken einherging und
aufs Pflaster sah, trat ein Mann an ihn heran und fragte, ob er etwas verloren
habe, daß er immer so aus die Erde sahe. Da erwiderte er: verloren habe er
zwar nichts, aber suchen täte er doch etwas, nämlich ein Königreich; und fragte
ihn, ob er nicht wisse, was er zu beginnen habe, um König zu werden.
„Wenn bu ein Glaser warst," sagte der Mann, „wüßte ich schon Rat."
„Ich bin ja gerade ein Glaser!", antwortete er, „und eben fertig geworden!"
Als er dies gesagt, erzählte ihm der Mann die Geschichte- von den drei
Schwestern mit den gläsernen Herzen, und wie der alte König durchaus seine
Tochter nur einem Glaser vermählen wolle. „Anfangs," so sprach er, „war noch
die Bedingung, daß der Glaser, der sie bekäme, auch noch ein König oder ein
Königsohn sein müsse; weil sich aber keiner finden will, der alles beides ist,