Full text: Träumereien an französischen Kaminen: Märchen

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Glaser und König zugleich, so hat er etwas nachgegeben, wie eS der Klügste 
immer tun muß, und zwei andre Bedingungen gestellt. Glaser muß er freilich 
immer noch sein, dabei bleibt cs!" 
„Welches sind denn die beiden Bedingungen?" fragte der junge Edelmann. 
„Er muß der Prinzessin gefallen und Samtpatschen haben. Kommt nun 
ein Glaser, welcher der Prinzessin gefallt und auch Samtpatschen hat, so will 
ihm der König seine Tochter geben, und ihn später, wenn er tot ist, zum 
König machen. ES sind nun auch schon eine Menge Glaser auf dein Schloß 
gewesen, aber der Prinzessin wollte keiner gefallen. Außerdem hatten sie auch 
alle keine Samtpatschen, sondern grobe Hände, wie das von gewöhnlichen Glasern 
nicht anders zu erwarten ist." 
Als dies der junge Edelmann vernommen, ging er in das Schloß, entdeckte 
sich dem König, erinnerte ihn daran, wie er bei ihm Edelknabe gewesen sei, und 
erzählte ihm, daß er seiner Tochter zuliebe Glaser geworden und sie nun gar 
gern heiraten und nach seinem Tode König werden wolle. 
Da ließ der König die Prinzessin rufen und fragte sie, ob der junge Edcl- 
mann ihr gefiele, und als sie dies bejahte, weil sic ihn gleich erkannte, sagte er 
dann weiter, er solle nun auch seine Handschuhe ausziehen und zeigen, ob er 
auch Samtpatschen■ habe. Aber die Prinzessin meinte, dies sei ganz unnötig, 
sie wisse cs ganz genau, daß er wirklich Samtpatschen habe. Sie hatte cö schon 
damals gemerkt, als er sic die Treppe hinaufgeführt hatte. 
So waren denn beide Bedingungen erfüllt, und da die Prinzessin einen 
Glaser zum Mann bekam, und noch dazu einen mit Samtpatschen, so nahm 
er ihr Herz sehr in acht, und es hielt bis an ihr seliges Ende. 
Die zweite Schwester aber, welche schon den Sprung, hatte, wurde die Tante 
und zwar die allerbeste Tante der Welt. Dies versicherten nicht bloß die Kinder, 
welche der junge Edelmann und die Prinzessin zusammen bekamen, sondern auch 
alle andern Leute. Die kleinen Prinzessinnen lehrte sic lesen, beten und Puppcn- 
kleider machen; den Prinzen aber besah sie die Zensuren. Wer eine gute Zensur
	        
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