Full text: Das Berliner Schloss in den Revolutionstagen 1918: Erinnerungen u. Eindrücke

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wurde er mit den Worten abgewiesen: „Ach was, für Sie haben 
diese Lappen keinen Wert mehr, wir können sie noch sehr gut 
gebrauchen." 
Im Lause des November und Dezember wurden dann auch 
die im obersten Stockwerk nach dem Lustgarten zu gelegenen Livree 
kammern ausgeplündert. Dort wurde allmählich alles gestohlen 
bis auf die Galauniformen des Dienstpersonals. Durch die reiche 
Silbersiicksrei und den Trefsenbefah, der fast den ganzen Stoff der 
Röcke bedeckt, waren sie für die Diebe nicht zu gebrauchen. Das 
Abtrennen hätte ihnen zuviel Zeit gekostet und zu große Mühe 
gemacht. Von den weniger bestickten Uniformen der Kofbeamten 
hatte man die Schöße und sonst brauchbaren Stücke abgerissen und 
die Uniformen in wüstem Durcheinander aus die Erde geworfen 
und war dann mit den schweren Stiefeln daraus herumgetreten. 
Sämtliche Schränke fand der Aufseher der Livreekammer, als er 
sie am 2. Januar seit dem 14. November zum ersten Male wieder 
betreten durfte, erbrochen vor, alle Koffer waren herausgerissen und 
geöffnet, die Einsähe umhergeworfen. Nachweislich stad an Be 
kleidungsstücken gestohlen worden: Noch unverarbeitete Stosse und 
Futtersachen im Anschafsungswerte von 50 000 Mark, 250—300 fertige 
schwarze Beinkleider, 40 Paar rote Plüschhosen, 50 Paar schwarz 
seidene und ebensoviel Samthosen für die Mitglieder des Domchors, 
etwa 150 blaue Schiffs-und ebensooiele Jagdanzüge, ein Biberpelz 
mit Otterkragen, ein Jagdpelz, etwa 50 Pelerinen-, 100 Fahr- und 
60 Regenmäntel, 40 Paar hohe Lederstiesel, 500 Paar Lackschuhe 
für Lohndiener, 1500 Paar rote baumwollene Strümpfe für Gala 
uniform, 500 bis 600 Paar weißbaumwollene Kandschuhs und das 
ganze Nähmaterial. Um in die Räume der Livreekammer zu ge 
langen, hatten die Diebe die Türfüllungen eingeschlagen und waren 
dann durch die Oessnungen hindurchgekrochen. Die Türen wurden 
immer wieder hergestellt, ohne daß dadurch den Räubereien Einhalt 
geboten werden konnte. Bezeichnend ist, daß auch Mannschaften 
der von der Matrosendioision selbst ins Leben gerufenen Kriminal 
abteilung, die die Diebereien verhindern sollte, in roten Strümpfen 
und Lackschuhen, deren Kerkunst keinen Zweisel ließ. im Schloß 
umherliefen. Der Anschaffungswert des in den Livreekammern 
des Schlosses gestohlenen Gutes wird auf 250000 Mark ge 
schäht, der Wert der gestohlenen Wäsche auf über 10000 Mark. 
Unberührt von den Plünderungen blieb der Weinkeller. Der Silber 
kammer fehlten nur einige Stücke, obgleich die Schlüssel dazu dem 
Silberverwalter unter Bedrohung mit einem Revolver abgenommen 
worden waren. 
Verschiedene der gestohlenen Güter wurden vermutlich auf 
dem Wasserwege fortgeschafft. Der Versuch, einen dieser Trans 
porte, zu dem die Vorbereitungen der Kriminalabteilung bekannt 
geworden waren, abzufangen, scheiterte, da die Diebe von den be-
	        
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