Full text: Ein Leben voller Abenteuer (1)

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Leutnants-Leben 
zeigte einen Dolch und zwei Pistolen in seiner Schärpe, indem er 
sagte: ,,Herr Oberstwachtmeister, ich bin auf jedes Handgemenge vor- 
bereiteti" worüber wir alle in ein schallendes Gelächter ausbrachen. 
Am andern Tage wollte man Nachricht haben, daß der Angriff von 
Bonames her wirklich stattfinden sollte, und ich ward mit einer halben 
Kompanie in Rödelheim zurückgelassen, w r o ich kunstgemäß meine 
Posten stellte und den Feind erwartete. Die Krawaller kamen aber 
nicht, worin sie sehr gescheit handelten. Mein Hauptmann war mit 
diesem Ausgang sehr unzufrieden, denn er hoffte begierig auf eine 
Gelegenheit, sich und seine Kompanie auszuzeichnen. Die einzige 
Veranlassung, die Demagogen, wie es hieß, zu Paaren zu treiben, 
versäumte er sehr zu seinem Aerger, und ich benahm mich dabei 
auf ganz unverzeihlich ungeschickte Weise. Der Hauptmann, der die 
Bekleidungsangelegenheiten des Regiments unter sich hatte, war 
genötigt, ein oder zwei Tage nach Mainz zu gehen. Der Oberleutnant 
war dort zum Exerzieren der Rekruten kommandiert und der älteste 
Unterleutnant in Untersuchung; die Kompanie stand daher unter 
meinem Kommando. Am Abend brachten mir die Soldaten, die mich 
lieb hatten und mir gern ein Zeichen davon geben wollten, ein 
Ständchen, und es tat mir wahrhaft leid, sie zu ihrem eigenen Besten 
mit freundlichen Worten davonjagen zu müssen, da ich das Donner 
wetter vorhersah, welches sie wegen dieses Ständchens von Seiten 
des eifersüchtigen Hauptmanns über sich brachten- 
Am andern Tage war in dem Orte Ziehung zum Militärdienst, 
und die jungen Leute, die sich frei gezogen hatten, jubelten singend 
und geputzt mit Fahnen durch den Ort, um ihre Freude zu erkennen 
zu geben. Das war ein gewöhnlicher Gebrauch; aber diesmal, durch 
Wein und die Anwesenheit fremder Soldaten aufgereizt, die ihre 
Nebenbuhler bei den Mädchen waren, benahmen sie sich etwas 
lärmender als gewöhnlich und suchten das Militär durch das Singen 
von Freiheitsliedern zu ärgern. Der Bürgermeister kam ganz blaß 
zu mir, denn er fürchtete bereits alles Mögliche und wollte mich 
veranlassen, militärische Maßregeln zu ergreifen. Er meinte, da ich 
so jung war, mit mir machen zu können, was er wollte, und war daher 
sehr überrascht, als ich ihm sagte, er möge sich gefälligst um seine 
Angelegenheiten bekümmern und nicht um meine; ich habe die 
Polizei im Orte und nicht er. Ich ließ die Soldaten in ihre Quartiere 
beordern, um Kollisionen mit den lärmenden jungen Leuten zu ver 
hindern, die sich in einem öffentlichen Garten niedergelassen hatten. 
Durch das Zurückziehen des Militärs wurden sie übermütiger und 
sangen alle möglichen verpönten Lieder. Im Zivilrock, den ich ge 
wöhnlich im Hause trug, und die Pfeife im Munde ging ich allein 
in jenen Garten, wo ich außer den Krawallern auch deren Väter 
fand. Ich versammelte letztere, sprach vernünftig mit ihnen und bat 
sie, nach Kräften zu verhindern, daß ich von dem Lärm Notiz nehmen
	        
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