Full text: Ein Leben voller Abenteuer (02)

Drittes Kapitel 
Der Direktor. — Der Arzt. — Mein Aufseher. — Ich lerne eine andere Art 
zu spinnen. — Besuch von Mutter, Frau und Schwester. — Begünstigungen. 
Korrespondenz mit der Außenwelt. ■— Fluchtpläne. — Die Erinnerungs 
blätter. — Mißstimmung gegen den Doktor. — Der Herr Ministerialrat von 
Jagemann. — Kätchen Zöller von Bruchsal. — Hauptmann Stock entflieht. 
— Folgen für uns. —■ Auswanderungsgerüchte. — Abermals Jagemann — 
Oel gegen den Ernst des Orts. — Hunger, — Wirkungen. — Kätchen, 
mein Rabe. — Zitronensaft. — Der Fluchtplan rückt vor, — Ich bitte, aus 
wandern zu dürfen, —• Soldatenarroganz, — Ein Gefangener ermordet. — 
Der Pascha von Bruchsal. — Gefangene geprügelt. — Der Direktor protestiert 
und wird fortgeschickt. •— Der neue Oberaufseher. — Fluchtpläne. — Aben 
teuer meiner Frau. — Der alte Oberaufseher, der ein E—h—renmann war. 
— Donnerschlag. — Das arme Kätchen. 
ESSA'- 
Nachdem ich im vorigen Kapitel den Leser mit meinem neuen 
Gefängnis und dessen Einrichtungen bekannt gemacht habe, kann ich 
in der Erzählung meiner persönlichen Erlebnisse und Wahrnehmungen 
fortfahren. 
Als ich von meiner Betäubung erwachend aufsah, erblickte ich 
einen Mann, der in die Zelle getreten war, ohne daß ich es bemerkt 
hatte. „Sind Sie der Direktor?“ fragte ich. Der Mann bejahte es durch 
eine Gebärde und fuhr fort, mich schweigend zu betrachten. Sein 
Aeußeres erschien mir weder abstoßend noch einnehmend. Ich fragte 
ihn, ob ich gezwungen sei, eine solche Verwandlung des Urteils anzu 
nehmen, ob es mir nicht freigestellt bleibe, die Vollziehung des Todes 
urteils zu verlangen. Er zuckte mit den Achseln und meinte, daß ein 
solches Gesuch nicht bewilligt werden würde. Der damalige Direktor 
hieß Dr. Dietz. Er hatte längere Zeit einem gemeinschaftlichen Zucht 
haus vorgestanden und differierte in mancher Hinsicht in seinen An 
sichten über die Einzelhaft mit dem Ministerialrat von Jagemann, 
der überhaupt von manchem der Beamten für einen Narren ge 
halten wurde. 
Nicht lange nach dem Direktor erschien der Hausarzt, Herr 
Fueßlin, ein Mann in den Dreißigern mit glattem, braunblondem Haar, 
rundem Gesicht, kleinen Augen, rotem Schnurrbart und dem Wesen 
eines Offiziers, aber freundlich und gutmeinend. Großer Schmerz
	        
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