Full text: Ein Leben voller Abenteuer (02)

Amerika 
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würden. Die Prinzessin blieb unterdessen in Washington, und wir 
wohnten zusammen. Endlich hatte Salm eine Stellung in Mexiko 
erhalten, und die Prinzessin beschloß, ihm zu folgen. Sie wollte durch 
aus meine Frau mitnehmen, und Salm bot mir eine Stelle in einem 
Ministerium mit 500 Dollar monatlichem Gehalt; wir blieben aber bei 
unserer Weigerung. Es ist vielfach verbreitet v/orden, daß ich mit 
in Mexiko gewesen sei, allein dieser Irrtum entstand dadurch, daß 
Thomas Corvin, früher Finanzminister, Senator und bedeutender 
Politiker, Gesandter der Vereinigten Staaten in Mexiko war, Er kam 
krank nach Washington zurück und das war der Grund, weshalb ich 
ihn nie kennen lernte. Als ich einst die Prinzessin auf den Bahnhof 
begleitete, legte ich die Schirme usw., die ich in der Hand hatte, auf 
eine lange, dort stehende Kiste, Ich fuhr förmlich zurück, als ich auf 
derselben mit großen Buchstaben meinen Namen sah; es stand da 
„The body of t’ne Hon, Tom Corvin“ usw. (der Leichnam des Hon. 
Tom Corvin). Derselbe war gestorben und die Leiche an jenem Tage 
von Senat und Präsident mit großer Feierlichkeit auf den Bahnhof 
geleitet worden. Nun stand dort die Kiste zum Versenden bereit 
wie jede andere. 
Als ich mit der Prinzessin zur Abreise nach Mexiko — das 
heißt vorläufig nach dem Bahnhof — in den Wagen stieg, sagte sie: 
„Ich will doch Johnson noch Adieu sagen." Wir fuhren also bei dem 
Weißen Hause vor und wurden sogleich angenommen. Der Präsident 
war sehr liebenswürdig, obwohl er niemals recht freundlich und 
eigentlich mehr wie ein grämlicher Schuster als wie ein fideler 
Schneider aussah. Die Prinzessin fragte ihn geradezu, was die Ver 
einigten Staaten in Bezug auf Mexiko tun würden. „1 nun," sagte der 
Präsident, „ich denke, wir werden es noch ein Weilchen mit ansehen.“ 
Scherzend sagte sie zu Präsident Johnson, auf mich zeigend: „Der 
Oberst da ist ein großer Copperhead," Der Präsident lachte und ich 
erwiderte: „Das schadet nichts, man gibt Ihnen, Herr Präsident, noch 
ganz andere Namen.“ „Das stimmt," antwortete er. Ich stand mit 
Salms fortv/ährend in Verbindung; meine Briefe war Exzellenz Gerold 
so gütig zu besorgen, und Salms Korrespondenz an mich ging durch 
Baron Magnus, der damals preußischer Gesandter in Mexiko war. 
Schon als 1866 der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich 
ausbrach, hatte ich mich um die Stelle als Kriegskorrespondent einer 
großen New Yorker (englischen) Zeitung beworben und ich würde 
sie erhalten haben, wenn der Krieg nicht so schnell beendet gewesen 
wäre. Ich war jedoch meiner Stellung im Schatzamt müde. Innerhalb 
sechs Wochen waren) hundert und einige vierzig Millionen Dollar durch 
meine Hände gegangen; manchen Tag kamen fünf bis sechs Millionen. 
Dreißig Clerks und mehr warteten darauf, daß ich mit der Revidierung 
dieser Summen fertig würde. Das machte mich „nervös", und die 
ganze Arbeit war nerventötend. Das schnelle Zählen der Banknoten
	        
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