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Der hochgewachsene junge Mann — Ben Tipton — sah
sie schweigend an.
„Die Dame ist Ihnen bekannt?" fragte Mr. Havisham,
von einem zum andern blickend.
„Jawohl," sagte Ben, „wir kennen uns!" Damit
wandte er ihr den Rücken, als ob er den verhaßten, wider
lichen Anblick nicht länger ertragen könnte, und trat ans
Fenster. Die Frau, die sich so vollständig entlarvt und preis
gegeben sah, geriet nun in eine an Wahnsinn grenzende Wut,
die freilich für Ben und Dick nichts Neues war, und erging
sich in entsetzlichen Schimpfreden, Drohungen und Verwün
schungen, was auf Dick die Wirkung hatte, daß sein Grinsen
sich nicht mehr ganz innerhalb der Grenzen des Schönen
hielt. Ben blieb abgewandt, regungslos stehen.
„Ich kann es vor jedem Gerichtshof beschwören, daß sie
es ist," sagte er dann zu Mr. Havisham, „und wenn es
nötig ist, kann ich außerdem noch ein Dutzend Zeugen dafür
beibringen. Ihr Vater ist von Haus aus ein anständiger
Mann, freilich sehr heruntergekommen, die Mutter war gerade
wie sie. Der Vater lebt noch und hat Ehrgefühl genug, sich
seiner Tochter zu schämen. Er kann's Ihnen sagen, wer
sie ist, und ob sie mich geheiratet hat oder nicht."
Dann, plötzlich die Faust ballend, wandte er sich zu ihr.
„Wo ist das Kind?" fragte er. „Es geht mit mir! Mit
dir ist der Knabe fertig, so gut wie ich!"
Kaum hatte er ausgesprochen, als sich die in das Schlaf
zimmer führende Thüre ein wenig aufthat und das Kind,
vermutlich durch das laute Sprechen neugierig gemacht, herein-
gucktc. Es war kein hübsches Kind, aber das Gesicht war
klug und angenehm, ganz und gar dem Vater ähnlich, und
am Kinn war die sehr sichtbare, dreizackige Narbe.
Ben ging auf ihn zu und nahm ihn bei der Handi
seine eigne zitterte heftig.
„Ja," sagte er, „daß der der meine ist, kann ich auch
beschwören. Tom," wandte er sich zu dem Kleinen, „ich
bin dein Vater und ich will dich mitnehmen. Wo ist dein
Hut?"
Der Junge deutete auf einen Stuhl, wo derselbe lag.
Das Mitgenommenwerden schien ihm offenbar eher erfreulich,
und er hatte in den paar Jahren seines Erdenlebens des
Ueberraschenden schon so viel erfahren, daß es ihm gar nicht
verwunderlich vorkam, in diesem Fremden seinen Vater sehen