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hätten diese endlosen, jubelnden Hurras, das Gläserklirren
und Händeklatschen ihn beseitigen müssen. Ja, die Be
geisterung war so groß unter den gutherzigen Leuten, daß
nicht einmal die Gegenwart der Damen und Herren vom
Schloß ihnen den geringsten Zwang auferlegen konnte. Es
entstand ein ganzer Tumult und viel gerührte Blicke der Frauen
ruhten auf der blühenden Kindergestalt, die zwischen Groß
vater und Mutter stand, und feuchten Auges flog es von
Mund zu Mund' „Gott segne ihn, den herzigen, kleinen
Jungen!"
Der kleine Lord Fauntleroy war glückselig. Er lächelte
und machte zahllose Verbeugungen und war ganz purpurrot
vor Stolz und Freude.
„Thun sie das, weil sie mich gern haben, Herzlieb?"
fragte er stürmisch. „Ganz gewiß? Deshalb, Herzlieb, wirk
lich? O, wie bin ich froh!"
Und dann legte der Graf seine Hand auf des Knaben
Schulter und sagte:
„Fauntleroy, du mußt ihnen danken für ihre Freundlichkeit."
Cedrik sah betroffen zu ihm auf und blickte dann seine
Mutter an.
„Muß ich das?" fragte er mit einem Anflug von
Schüchternheit, und als sowohl Herzlieb als Miß Herbert ihm
lächelnd zunickten, nahm er sein kleines Herz in beide Hände
und trat entschlossen einen Schritt vor. Aller Augen richteten
sich aus ihn, und er stand da mit seinem schönen, unschuldigen
Kindergesicht, das einen rührenden Ausdruck von Tapferkeit
trug, und begann, so laut er konnte, zu sprechen, so daß die
hohe klare Stimme weithin vernehmbar war.
„Ich danke Ihnen so sehr! Und' ich hoffe, daß Sie an
meinem Geburtstag recht vergnügt sind — weil ich auch so
sehr vergnügt bin — und ich — ich freue mich auch sehr,
daß ich Graf werden soll — im Anfang, da hab' ich mich
nicht so gefreut — und ich — ich habe das Schloß so gern
und das Dorf auch — es ist so schön hier — und — und —•
und wenn ich einmal Graf bin, will ich's versuchen, gerade
so ein guter zu werden, wie mein Großvater."
Unter donnerndem Jubelruf der begeisterten Menge trat
er zurück, schob mit einem leisen Seufzer der Erleichterung
seine Hand in die des Grafen und schmiegte sich mit einem
fragenden Blick, ob er es so recht gemacht habe, an den alten
Herrn.