Full text: Der kleine Lord

„Fünfundzwanzig Dollar!" rief Mrs. Errol. „Das ist 
ja ein Vermögen für die Frau, das kann ich kaum glauben!" 
„Glauben Sie es immerhin und gewöhnen Sie sich an 
den Gedanken, daß im Leben Ihres Knaben ein Wendepunkt 
eingetreten ist, und daß von jetzt ab viel Macht in seine 
Hände gegeben sein wird." 
„Ach, und er ist noch so jung — noch solch ein ganzes 
Kind! Wie soll ich ihn lehren, sie segensreich zu gebrauchen? 
Ich erschrecke fast davor — mein kleiner, guter Herzensjunge." 
Der Advokat hatte abermals das Bedürfnis, sich zu 
räuspern, es war merkwürdig, wie der ängstliche, schüchterne 
Blick dieser braunen Augen sein verknöchertes Herz rührte. 
„Wenn ich aus der Unterredung, die ich heute früh mit 
Lord Fauntleroy gehabt, schließen darf, gnädige Frau, so 
möchte ich vorhersagen, daß der künftige Herr von Dorincourt 
mindestens ebensoviel an andre als an seine Person denken 
wird. Er ist freilich nur ein Kind, aber meiner Ansicht nach, 
in dem Punkte zuverlässig." 
Die Mutter ging, Cedrik zu holen, und brachte ihn ins 
Wohnzimmer. Vor der Thüre hörte Mr. Havisham ihn 
laut reden. 
„Entzündlichen Rheu'tismus hat er," sagte er, „und 
das ist eine besonders schreckliche Art von Rheu'tismus. 
Und er denkt immer an die Hausmiete, die nicht bezahlt ist, 
und Bridget sagt, das mache die Entzündlichkeit viel schlimmer. 
Pat könnte eine Stelle kriegen in einem Laden, aber er hat 
keine anständigen Kleider." 
Das kleine Gesicht war noch ganz bekümmert, als er 
hereinkam; offenbar thaten ihm seine Schützlinge sehr leid. 
„Herzlieb sagt, Sie wollen etwas von mir," wandte er 
sich an Mr. Havisham. „Ich habe nur mit Bridget ge 
sprochen." 
Mr. Havisham sah ihn freundlich an, fühlte sich aber 
einigermaßen verlegen und ungeschickt; wie die Mutter gesagt 
hatte, war er doch noch ein sehr kleiner Junge. 
„Der Graf Dorincourt," begann er und warf dann un 
willkürlich einen hilfesuchenden Blick auf Mrs. Errol. 
Plötzlich kniete die Mutter an der Seite des kleinen 
Lord und schlang zärtlich die Arme um seine schlanke, kleine 
Gestalt. 
„Herzenskind, der Graf, siehst du, ist dein Großvater — 
deines Papas Vater, und er ist sehr, sehr gütig und hat dich
	        
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