Full text: Der kleine Lord

Mr. Hobbs machte abermals energischen Gebrauch von 
seinem Taschentuche. 
„Ich werde dich auch nicht vergessen," sagte er und seine 
Stimme klang ebenso merkwürdig heiser wie die von Dick, 
„vergib nur du mich nicht, wenn du unter die englischen 
Aristokraten kommst." 
„Sie werde ich nicht vergessen, unter was für Menschen 
ich auch komme," versicherte der kleine Lord. „Bei Ihnen 
bin ich immer am glücklichsten gewesen, fast am glücklichsten, 
und ich hoffe, Sie besuchen mich einmal. Mein Großpapa 
würde sich ganz gewiß furchtbar freuen: vielleicht schreibt er 
Ihnen selbst und ladet Sie ein, wenn ich ihm alles erzähle. 
Und — und nicht wahr, Sie würden dann nicht daran denken, 
daß er ein Graf ist? Ich meine, Sie würden deshalb doch 
kommen, wenn er Ihnen schreibt?" 
„Ich würde dir zuliebe kommen," erklärte Mr. Hobbs 
huldvoll, und damit war zugestanden, daß er im Falle einer- 
dringenden Einladung von seiten des Grafen seine republi 
kanischen Vorurteile überwinden, sein Bündel schnüren und 
ein paar Monate auf Schloß Dorincourt zubringen würde. 
Endlich waren alle Vorbereitungen abgethan. Der Tag 
erschien, an dem die Koffer an Bord geschafft wurden, und 
die Stunde, da der Wagen vor der Hausthür hielt. Ein 
seltsames Gefühl von Einsamkeit und Verlassenheit überkam 
dann den kleinen Jungen. Die Mutter hatte sich ein paar 
Stunden in ihrem Zimmer eingeschlossen gehabt, und als sie 
nachher die Treppe herabkam, waren ihre Augen naß und 
ihr lieblicher Mund bebte seltsam. Cednk eilte ihr entgegen, 
sie beugte sich zu ihm nieder, und er schlang seine Aermchen 
um ihren Hals und küßte sie. Was es war, wußte er nicht 
recht, aber er fühlte, daß sie beide traurig waren, und un 
willkürlich kam's ihm auf die Lippen: „Gelt, Herzlieb, mir 
haben unser kleines Haus lieb gehabt? Und wir werden's 
immer lieb behalten?" 
„Ja, ja," versetzte sie mit leiser Stimme. „Ja, mein 
Herzenskind." 
Und dann stiegen sie in den Wagen und Ceddie setzte 
sich ganz nahe zu seiner Mama, sah sie unverwandt an, hielt 
ihre Hand fest und streichelte sie ganz leise, indes sie nach 
dem verödeten Hause zurückblickte. 
Unglaublich kurze Zeit darauf befanden sie sich auf dem 
Dampfer, mitten im wildesten Lärm und Getriebe. Wagen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.