als
„Er ist also ein Schafskopf?" rief dxr alte Herr rasch
aufblickend. „Oder ein schwerfälliger Tölpel? Das amerika
nische Blut schlägt vor, hm?"
„Ich glaube kaum, daß ihm dasselbe zum Nachteil ge
reichte, Mylord," erwiderte der Advokat in seiner trockenen,
kühlen Weise. „Ich verstehe mich nicht besonders auf Kinder,
aber ich halte ihn für einen hübschen Jungen."
Vorsichtig und zurückhaltend in seinen Aeußerungen zu
sein, war Havishams Art, und er kehrte sie heute mehr als
je hervor, denn er wollte, daß der Graf selbst urteilen und
seinen Enkel kennen lernen sollte, ohne irgendwie beeinflußt
zu sein.
„Gesund? Gut gewachsen?"
„Offenbar ganz gesund und gut gewachsen."
„Gerade Glieder — menschliche Physiognomie?"
Ein leises Lächeln flog um Mr. Havishams dünne Lippen,
er an den rosigen Blondkopf dachte, wie er ihn zuletzt
auf dem Tigerfell hatte liegen sehen.
„Ein ziemlich hübsches Kind, soweit man das von einem
Jungen sagen kann, und soweit ich mich drauf verstehe. Aber
Sie werden ihn einigermaßen verschieden von den englischen
Kindern finden."
„Zweifle nicht daran," brummte der Graf mit einem
Zucken in dem kranken Beine. „Freches, vorlautes Chor, diese
amerikanischen Kinder! Habe oft genug davon gehört."
Mr. Havisham trank seinen Portwein und eine kleine
Pause folgte.
„Ich habe einen Auftrag von Mrs. Errol zu bestellen,"
bemerkte er ruhig.
„Verschonen Sie mich damit! Je weniger ich von der
Person höre, desto besser!"
„Die Sache muß doch erörtert werden. Sie zieht es vor,
die ihr von Ihnen ausgesetzte Jahresrente nicht anzunehmen."
„Was soll das heißen?" rief der Graf auffahrend. „Was
soll das heißen?"
Mr. Havisham wiederholte seine Mitteilung und setzte
hinzu: „Sie sagt, sie bedürfe der Summe nicht, und da die
Beziehungen zwischen ihr und Ihnen nicht freundlicher Art
seien —"
„Nicht freundlicher Art! Das will ich meinen! Der
bloße Gedanke an sie ist mir zuwider. Eine geldgierige
Amerikanerin mit schriller Stimme! Ich will sie nicht sehen!"