Full text: Der kleine Lord

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Junge, dann würde ich ihn ruhig in seinem Hause wohnen 
lassen und würde ihm alles geben, was die Kinder brauchen, 
aber ich, ich bin ja nur ein Kind!" Aufleuchtend setzte er 
gleich darauf hinzu: „Du kannst das alles thun, nicht wahr?" 
„Hm, da hätten wir also deine Meinung," sagte der Graf. 
„Nicht wahr, du kannst allen Leuten geben, was du 
willst?" fragte Fauntleroy noch einmal. „Was ist denn 
Newick?" 
„Mein Intendant, für den meine Pächter eben keine 
sonderliche Zuneigung hegen." 
„Willst du ihm jetzt gleich schreiben?" drängte Cedrik. 
„Soll ich dir Feder und Tinte bringen? Ich kann ja das 
Spiel hier wegnehmen." Die Möglichkeit, daß man diesen 
Herrn Newick seine Drohung ausführen lassen könnte, kam 
ihm offenbar gar nicht in den Sinn. 
Der Graf schwieg eine Weile, den Knaben immer fest 
ins Auge fassend. 
„Kannst du schreiben?" fragte er. 
„Ja," erwiderte Cedrik kleinlaut, „aber nicht sehr gut." 
„Nimm die Sachen hier weg und bring Feder und Tinte 
und ein Blatt Papier von meinem Pulte." 
Mr. Mordaunt folgte der Verhandlung mit wachsendem 
Interesse. Fauntleroy führte den erhaltenen Befehl rasch und 
geschickt aus; nach wenig Augenblicken war alles bereit. 
„Hier," sagte er fröhlich, „nun kannst du schreiben." 
„Du sollst schreiben," versetzte der Graf. 
„Ich?" rief Fauntleroy bis unter die Locken errötend. 
„Nutzt denn das etwas, wenn ich schreibe? Und wenn ich 
kein Wörterbuch habe, dann mache ich viele Fehler!" 
„Einerlei! Higgins wird's mit der Orthographie nicht 
so streng nehmen. Ich bin nicht der Menschenfreund, sondern 
du — vorwärts, tauch deine Feder ein!" 
Fauntleroy setzte sich feierlich und etwas mühsam zurecht. 
„Nun," fragte er, „was soll ich schreiben?" 
„Schreibe: Gegen Higgins soll vorderhand nicht ein 
geschritten werden, und das unterzeichnest du mit .Fauntleroy', 
dann ist's gut." 
Die Sache ^mg nicht gerade rasch vor sich, so ernst 
lichen Eifer Cedrik auch an den Tag legte, schließlich über 
reichte er jedoch, freilich mit etwas besorgter Miene, dem 
Großvater sein Manuskript, das dieser überflog und lächelnd 
Mr. Mordaunt reichte.
	        
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