Full text: Die Theodicee. (4)

Theodicee von Leibniz. 
Vorrede.*) 
Zu allen Zeiten hat die grosse Masse der Menschen 
ihre Gottesverehrung in Formalitäten verlegt; die wahre 
Frömmigkeit, d. li. das Lielit a ) und die Tugend ist 
niemals das Erbtheil der Menge gewesen; darüber darf 
man sich nicht wundern, denn nichts stimmt mehr zur 
menschlichen Schwachheit. Das Aeussere drängt sich 
uns auf; das Innere verlangt dagegen Erwägungen, zu 
denen nur Wenige sich die Fähigkeit erwerben. Die 
wahre Frömmigkeit besteht in Grundsätzen und deren 
thätiger Befolgung; die Formalitäten der Gottes 
verehrung ahmen jener nur nach und sind von zweierlei 
Art; die einen bestehen in ceremoniellen Hand 
lungen, die anderen in Glaubensformeln. Die 
Ceremonien ähneln den tugendhaften Handlungen und 
die Glaubensformeln sind gleichsam Schatten der Wahr 
heit und nähern sich mehr oder weniger dem reinen 
Lichte. Alle diese Formalitäten wären löblich, wenn 
die, welche sie erfunden haben, sie so eingerichtet hätten, 
dass sie im Stande wären, das zu bewahren und aus 
zudrücken, wovon sie die Abbilder sind, und wenn die 
religiösen Ceremonien, und die kirchliche Zucht, so wie 
die Kegeln der Gemeinschaften und die menschlichen 
Gesetze deni göttlichen Gesetze gleichsam als eine Art 
Einhegung dienten, welche uns von der Annäherung an 
das Laster zurückhielte, uns an das Gute gewöhnte und 
Theodicee von Leibniz.
	        
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