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Vorrede.
Formeln überladen worden. Sehr oft waren diese Cere-
monien nicht dazu angethan, um die Uebung der Tugend
zu stützen; und die Formeln waren oft nicht klar und
verständlich. Sollte man es glauben, die Christen haben
gemeint gottergeben sein zu können, ohne doch ihren
Nächsten zu lieben, und fromm, ohne Gott zu lieben.
Ja man hat wohl auch gemeint, seinen Nächsten lieben
zu können, ohne ihm nützlich zu sein und Gott zu
lieben, ohne ihn zu kennen. Mehrere Jahrhunderte sind
verflossen, ohne dass die öffentliche Meinung diesen
Mangel bemerkt hat und noch sind grosse Ueberreste
von dem Reiche der Finsterniss vorhanden. Man hört
oft Leute, die selbst mit dem Unterricht zu tliun haben,
viel von der Frömmigkeit, von der Hingebung, von der
Religion sprechen, aber man findet sie sehr wenig von
den göttlichen Vollkommenheiten unterrichtet. Sie haben
falsche Vorstellungen von der Güte und Gerechtigkeit
des Herrn der Welt; sie bilden sich einen Gott, der
weder der Liebe, noch der Nachahmung werth ist.
Dergleichen ist nach meiner Meinung mit gefährlichen
Folgen verknüpft, weil es von ausserordentlicher Wichtig
keit ist, dass die unmittelbare Quelle der Frömmigkeit
nicht verunreinigt werde. Die alten Irrtliümer derer,
welche die Gottheit angeklagt und einen schlechten
Herrscher aus ihr gemacht haben, sind in unsern Tagen
mitunter wieder hervorgesucht worden; man beruft sich
auf die unwiderstehliche Macht Gottes, während man
vielmehr seine erhabene Güte hätte darlegen sollen; man
hat eine despotische Gewalt dahingestellt, wo man sie
als eine von der höchsten Weisheit geleitete Macht hätte
begreifen sollen. Diese Ansichten °), die so grosses
Unheil stiften können, werden, so viel ich bemerkt habe,
vorzüglich auf die verworrenen Begriffe gestützt, welche
man sich von der Freiheit, NothWendigkeit und dem
Schicksal gebildet hat, und ich habe mehr als einmal,
wo die Gelegenheit sich dazu bot, zur Feder gegriffen,
um diese wichtigen Begriffe deutlicher zu machen. Indess
habe ich zuletzt mich genöthigt gesehen, meine Gedanken
über all diese, mit einander verknüpften Dinge zu
sammeln und dem Publikum mitzutkeilen. Dies ist in
den Abhandlungen geschehen, welche ich hier dem
Publikum übergebe und welche über die Güte Gottes,