Full text: Die Theodicee. (4)

Abhandlung II. §112.113.114. 
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urtheilen zu können; danach ist man es Gott schuldig, 
anzunehmen, dass sie etwas anderes, als was die Maler 
uns darstellen, enthalten hat. 87 ) 
113. V. „Es hat Gott in seiner grenzenlosen 
„Barmherzigkeit gefallen, eine kleine Anzahl Menschen 
„von dieser Verdammniss zu befreien. Indem er sie 
„während dieses Lebens der Yerderbniss der Sünde und 
„dem Elend ausgesetzt liess, hat er ihnen doch eine 
„Hülfe gewährt, durch welche sie die Seligkeit des 
„Paradieses erlangen, welche nie enden wird.“ Früher 
haben Mehrere bezweifelt, ob die Zahl der Verdammten 
so gross sei, als man gewöhnlich annimmt, wie ich schon 
früher bemerkt habe; sie haben anscheinend noch eine 
Art Mittelzustand zwischen der ewigen Verdammniss und 
vollkommenen Seligkeit angenommen. Indess bedarf es 
dessen nicht, es genügt, dass wir uns an die Ansicht 
der Kirche halten, wo dieser Satz des Herrn Bayle nach 
den Grundsätzen der hinreichenden Gnade verstanden 
wird, welche allen Menschen gewährt ist, sofern sie nur 
den guten Willen haben. Obgleich Herr Bayle selbst 
der entgegengesetzten Ansicht ist, hat er doch (wie er 
am Rande bemerkt) die Ausdrücke vermeiden wollen, 
welche nicht zu dem System passen, nach welchem die 
Beschlüsse Gottes seiner Voraussicht der zufälligen Er 
eignisse nachfolgen. 
114. VI. „Gott hat von Ewigkeit alles was sich 
„ereignen wird, vorausgesehen; er hat alle Dinge ge 
regelt; jedes an seinen Platz gestellt; er leitet und 
„regiert ohne Unterbrechung nach seinem Gefallen, so 
„dass nichts ohne seine Erlaubniss, oder gegen seinen 
„Willen geschieht und dass er alles, wie es ihm gefällt 
„und so weit und so oft es ihm gefällt, verhindern kann, 
„was ihm nicht gut erscheint, also auch die Sünde, die 
„ihn von allem am meisten verletzt und die er am 
„meisten verabscheut; auch kann er in jeder Seele alle 
„Gedanken, die ihm gefallen, erzeugen.“ 
Dieser Satz ist noch rein philosophisch, d. h. durch 
das Licht der natürlichen Vernunft erkennbar. Audi ist 
es wohl absichtlich, dass während der Satz II. sich auf 
das „was Gott gefällt“ stützt, der Satz hier auf das 
„was ihm gut scheint“, d. h. auf das gestützt wird, 
was Gott zu thun für gut findet. Er kann vermeiden 
Theodicee von Leibniz. 12
	        
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