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Vorrede.
liier das Uebernatiirliche imr für den Anfang der Dinge
an und zwar in Bezug auf die erste Bildung der Thiere,
oder in Bezug auf die erste Einrichtung der Ueber-
ein stimmun g, welche im Voraus zwischen Seele und
Körper angeordnet worden ist. Nachdem dies geschehen,
halte ich die gegenwärtige Formation der Geschöpfe und
den Verkehr zwischen Seele und Körper für etwas
ebenso Natürliches, wie irgend die alltäglichsten Vor
gänge der Natur. Es rjirhält sich hier ziemlich so, wie
man über den Instinkt und die wunderbaren Werke der
Thiere denkt. Man findet hier Vernunft, aber nicht in
den Thieren, sondern in dem, der sie geschaffen hat.
Ich stimme deshalb in dieser Hinsicht der gewöhnlichen
Meinung bei, nur hoffe ich ihr durch meine Auseinander
setzung mehr Deutlichkeit und Klarheit und selbst eine
weitere Ausdehnung gegeben zu haben.
Um nun mein System gegen die neuen Bedenken
des Herrn Bayle zu rechtfertigen, wollte ich zur selbigen
Zeit ihm die Gedanken mittheilen, die ich seit lange in
Bezug auf die Schwierigkeiten gehegt hatte, welche
Herr Bayle gegen diejenigen hervorgehoben, welche die
Vernunft mit dem Glauben in Bezug auf das Dasein des
Uebels zu vereinigen suchten. Es giebt auch wohl in
der That wenige Personen, welche sich hier mehr be
müht haben, als ich. Ich hatte kaum nothdürftig
lateinische Bücher zu verstehen gelernt, als mir die Ge
legenheit wurde, in einer Bibliothek zu blättern; ich
sprang von einem Buche zum andern über und da
mir die Dinge, welche Nachdenken erforderten, ebenso
zusagten, wie die Geschichte und die Fabeln, so ergötzte
ich mich an dem Werke des Laurentius Valla x ) gegen
Boethius und an dem Werke Luthers r) gegen Erasmus,
obgleich ich sah, dass sie der Ermässigung bedurften.
Ich Hess auch die Streitschriften nicht ungelesen, und,
neben andern Schriften dieser Art, schienen mir die
Verhandlungen über das Gespräch in Monbeillard *),
welche den Streit wieder angeregt hatten, belehrend.
Ich vernachlässigte auch nicht die Aufklärungen unserer
Theologen und das Studium ihrer Gegner machte mich
nicht unruhig, sondern befestigte mich vielmehr in den
gemässigten Aussprüchen der Kirchen des Augsburgischen
Bekenntnisses. Auf meinen Reisen hatte ich die Ge