Full text: Die Theodicee. (4)

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Vorrede. 
bei seiner Bekehrung sich der Hülfe der Gnade Gottes 
bediene, icli damit nur meine, dass er davon durch das 
Aufhören des überwundenen Widerstandes Nutzen ziehe, 
aber ohne dass er seinerseits eine Beihülfe leistet; so 
wie es ja auch keiner Mitwirkung des Eises bedarf, 
wenn es gebrochen wird; denn die Bekehrung ist das 
reine Werk der Gnade Gottes, wo der Mensch nur in 
sofern mitwirkt, als er der Gnade Widerstand leistet. 
Dieser Widerstand kann nach der Person und den Um 
ständen kleiner oder grösser sein. Auch unterstützen 
die Umstände mehr oder weniger unsere Aufmerksam 
keit und die Bewegungen, welche in unserer Seele ent 
stehen. Das Zusammentreffen aller dieser Dinge, in 
Verbindung mit der Stärke des Eindrucks und dem Zu 
stande des Wollens bestimmt die Wirkung der Gnade, 
aber macht alle diese Dinge nicht zu notliwendigen. 
Ich habe übrigens anderwärts mich genügend darüber 
ausgesprochen, dass in Bezug auf diese heilsamen Um 
stände der nicht wiedergeborene Mensch wie todt auf- 
gefasst werden muss und ich stimme ganz dem bei, wie 
die Theologen des Augsburgisehen Bekenntnisses sich 
über diesen Gegenstand ausgesprochen haben. Indess 
hindert diese Verderbniss des nicht wiedergeborenen 
Menschen ihn nicht, an der Ausübung sonstiger wahr 
haft sittlicher Tugenden. Er vermag mitunter in dem 
bürgerlichen Leben gut und in Folge eines guten Grund 
satzes zu handeln, und zwar ohne dabei eine böse 
Absicht zu haben und ohne Einmischung einer wirklichen 
Sünde. Man wird es mir hoffentlich verzeihen, wenn ich 
hier von der Ansicht des heiligen Augustin ab weiche, 
eines unzweifelhaft grossen Mannes mit einem bewun 
derungswürdigen Geiste; nur scheint er mitunter geneigt, 
die Sachen auf die Spitze zu treiben, namentlich in der 
Hitze des Streites. Ich habe alle Achtung vor Menschen, 
welche sich als die Schüler des heiligen Augustin be 
kennen , unter andern auch vor dem verehrten Pater 
Quesnel, dem würdigen Nachfolger des grossen Arnauld 
in der Fortsetzung des Streites, den sie mit der berühm 
testen Gesellschaft *) begonnen haben. Ich habe indessen 
bemerkt, dass bei diesen Streitigkeiten zwischen Männern 
von grossen Verdiensten (und deren giebt es hier un
	        
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