Anhang I.
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gewährten Lichte gehandelt haben. Ich glaube, dass wenn
Jemand diesem seinen Lichte gefolgt ist, er unzweifelhaft
noch das grössere Licht, dessen er bedarf, erhalten wird,
wie Herr Htilsemann, ein berühmter und tiefdenkender
Professor in Leipzig, zum Theil dargelegt hat, und dass
wenn ein solcher Mensch davon nicht genügend in seinem
Leben gehabt hat, er dieses Licht wenigstens in der
Stunde seines Todes erhalten wird.
VII. Einwurf. Wer nur Einigen und nicht Allen
die Mittel gewährt, durch die sie wirklich den guten
Willen und den schliessliehen heilbringenden Glauben
haben, der hat nicht die nöthige Güte.
Gott gewährt die Mittel nicht.
Also etc.
Antwort. Ich bestreite den Obersatz. Es ist
richtig, dass Gott selbst den grössten Widerstand des
menschlichen Herzens überwinden kann und er timt dies
auch manchmal, bald durch eine innere Gnade, bald
durch äussere Umstände, welche viel über die Seele
vermögen, aber er thut es nicht immer. Man wird
sagen: Woher entnimmt man diese Unterscheidung und
weshalb soll seine Güte beschränkt sein? Deshalb, weil
es nicht in der Ordnung sein würde, immer in ausser
ordentlicher Weise zu handeln und die Verknüpfung der
Dinge zu unterbrechen, wie ich schon in der Antwort
auf den ersten Einwurf gesagt habe. Die Gründe für
diese Verknüpfung, wonach der Eine in eine günstigere
Lage gestellt ist, als der Andere, sind in der Tiefe der
göttlichen Weisheit verborgen und hängen von der all
gemeinen Harmonie ab. Der beste Plan des Universum’s,
welchen Gott nicht umhin konnte, zu wählen, verlangte
es so. Man erkennt dies durch den Vorgang selbst; da
es Gott gemacht hat, so konnte es nicht besser gemacht
werden. Anstatt dass dieses Verfahren der Güte ent
gegen wäre, ist es vielmehr die höchste Güte, welche ihn
dahin gebracht hat. Dieser Einwurf mit seiner Lösung
konnte aus dem zum ersten Einwurf Gesagten entnommen
werden; indess schien es zweckmässig, denselben be
sonders zu verhandeln.
VIII. Einwurf. Wer nicht umhin kann, das Beste
zu wählen, ist nicht frei.
Gott kann nicht umhin, das Beste zu wählen.