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Anhang I.
Also ist Gott nicht frei.
Antwort. Ich bestreite den Obersatz dieses Be
weises; vielmehr ist es die wahre und vollkommenste
Freiheit, seine Willensfreiheit auf’s Beste zu gebrauchen
und diese Macht immer zu üben, ohne davon weder
durch äussere Gewalt, noch durch innere Leidenschaften
sich abhalten zu lassen; denn die eine ist die Knecht
schaft des Körpers und die andere die der Seele. Nichts
ist weniger knechtisch, als sich immer zu dem Guten
führen zu lassen und zwar immer durch seine eigne
Neigung, ohne Zwang und ohne Missbehagen. Auch der
Einwurf, dass Gott danach der äussern Dinge bedürfe,
ist nur ein sophistischer. Er schafft die äussern Dinge
in seiner Freiheit, aber da er sich ein Ziel gesetzt,
nämlich seine Güte zu üben, so hat ihn seine Weisheit
bestimmt, die passendsten Mittel für dieses Ziel zu wählen.
Nennt man dies ein Bedürfniss, so wird dabei dieses
Wort in dem ungewöhnlichen Sinne genommen, welcher
es von aller Unvollkommenheit reinigt, wie man ohngefähr
auch von dem Zorne Gottes so spricht.
Seneca sagt einmal, dass Gott nur einmal befohlen
habe, aber dass er immer gehorche, weil er den Gesetzen
gehorcht, die er sich vorzuschreiben gewollt hat; semel
jussit, semper paret. (Einmal hat er befohlen und immer
gehorcht er.) Allein er hätte besser gesagt, dass Gott
immer befehle und immer gehorche; denn bei seinem
Wollen folgt er immer der Neigung seiner eignen Natur
und alles Uebrige folgt immer seinem Willen, und da
dieser Wille immer derselbe ist, so kann man nicht sagen,
dass er nur dem gehorche, was er einmal früher gewollt
habe. Obgleich nun sein Wille immer unveränderlich ist
und immer auf das Beste geht, so bleibt doch das Uebel
oder das geringere Gute, was er zurückweist, an sich
möglich; denn sonst wäre die Nothwendigkeit des Guten
eine geometrische (um mich so auszudrücken) oder meta
physische Nothwendigkeit und völlig unbedingt; die Zu
fälligkeit der Dinge wäre dann vernichtet und es gäbe
keine Wahl mehr. Jene Art von Nothwendigkeit, welche
die Möglichkeit des Gegentheils nicht aufhebt, hat diesen
Namen nur von der Aehnlichkeit; sie wird wirksam,
nicht durch das blose Wesen der Dinge, sondern durch
ptwas ihnen Aeusserliches, was über ihnen steht, d. h. durch