Full text: Die Theodicee. (4)

440 
Anhang- II. 
die Sätze darin als die seinigen auffassen möchten, so 
wahr sie auch sein möchten. Indess geschah es, dass 
Herr Hobbes selbst die Schrift einen ihm befreundeten 
Franzosen mittheilte und einem jungen Engländer die 
Uebersetzung derselben in das Französische für diesen 
Freund erlaubte. Dieser junge Mann behielt für sich eine 
Abschrift des englischen Originals und veröffentlichte es 
ohne Vorwissen des Verfassers in England. Der Erz 
bischof war dadurch genöthigt, darauf zu antworten und 
Herr Hobbes entgegnete diesem und veröffentlichte dann 
die sämmtlichen Schriftstücke in einem Buche von 
348 Seiten, was im Jahre 1656 in London in Quart 
unter dem Titel gedruckt wurde: Die Frage über Frei 
heit, Nothwendigkeit und Zufall, erläutert und erörtert 
zwischen dem Dr. Bramhall, Erzbischof von Derry und 
Thomas Hobbes von Malmesbury. Es giebt noch eine 
spätere Ausgabe von 1684, die in einem Werke von 
Hobbes: Der Tripous (Der Dreifuss von Hobbes) enthalten 
ist und wo sich auch dessen Schrift über die menschliche 
Natur, seine Abhandlung über den politischen Körper 
und seine Abhandlung über die Freiheit und Nothwendig- 
keit befindet; allein es fehlt da die Entgegnung des Erz 
bischofs und die Antwort von Hobbes. Herr Hobbes 
bespricht den Gegenstand mit seinem bekannten Geist 
und Scharfsinn, allein es ist schade, dass man sich von 
beiden Seiten auf mancherlei kleine Kniffe einlässt, wie 
dies ja vorkommt, wenn man bei dem Spiel empfindlich 
wird. Der Erzbischof spricht sehr heftig und nimmt 
eine hohe Miene an. Herr Hobbes erspart ihm von 
seiner Seite nichts und zeigt ein wenig zu viel Ver 
achtung der Theologie und der scholastischen Kuustworte, 
an die sich der Erzbischof heftet. 
2. Allerdings findet sich in den Ansichten von 
Herrn Hobbes manches Sonderbare, was sich nicht auf 
recht erhalten lässt. Nach ihm hängen die Lehren über 
die Gottheit gänzlich von der Bestimmung des Staats 
oberhauptes ab und Gott ist weder von den guten noch 
schlechten Handlungen der Geschöpfe die Ursache. Alles 
was Gott thut, ist, nach Hobbes, gerecht, weil es 
Niemand über Gott giebt, welcher ihn strafen oder 
zwingen könnte. Mitunter spricht er so, als wären das, 
was man über Gott sage, nur Artigkeiten, d. h. Reden,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.